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Zivildienst erkämpfen

■ Kampagne gegen Wehrpflicht ruft junge Türken zum Ersatzdienst auf

Berlin (taz) – Wenn es dem guten Zweck dient, bricht die Berliner Kampagne gegen Wehrpflicht sogar mit eigenen Grundsätzen. Ihr Sprecher Christian Herz forderte gestern alle in der Bundesrepublik lebenden jungen Türken, die als sogenannte Doppelstaatler im Besitz sowohl eines deutschen als auch türkischen Passes sind, dazu auf, hier den Ersatzdienst abzuleisten. Ein Novum, denn an sich kämpft die Kampagne sowohl gegen den staatlichen Zwang zum Kriegs- als auch Zivildienst. Bei den türkischen Wehrpflichtigen hat der Sinneswandel aber seinen guten Grund. 1993 verpflichtete sich die Türkei, junge Türken, die in Deutschland bereits Zivildienst gemacht haben, nicht mehr zum Militärdienst einzuziehen. Weil dies jedoch kaum bekannt ist, hat die Kampagne jetzt eine deutsch- türkische Informationsbroschüre erstellt, die in den kommenden Monaten in Deutschland und der Türkei verteilt wird. Ziel der Aktion ist laut Herz, „durch die Hintertür in der Türkei das Recht auf Kriegsdienstverweigerung durchzusetzen“. Bislang kaufen sich die meisten jungen Deutschtürken in ihrem Heimatland vom Wehrdienst frei, indem sie 10.000 Mark bezahlen und einen Monat beim türkischen Militär dienen. In Deutschland können sie dann aber nochmals eingezogen werden, weil diese Dienstzeit weder als Zivil- noch als Wehrdienst anerkannt wird. Plutonia Plarre

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