: Umweltprognose 2050: Es wird sauer in Europa
■ UN-Umweltprogramm Unep stellt globalen Umweltbericht in Nairobi vor
Berlin (taz) – Die Zerstörung der menschlichen Lebensgrundlagen schreitet trotz aller politischer Appelle rapide voran. Das ist das wichtigste Ergebnis der gestern vorgelegten ersten Globalen Umweltprognose (GEO) der Unep. Unep ist die Umweltorganisation der Vereinten Nationen mit Sitz in Nairobi.
Der von 500 Wissenschaftlern erstellte Bericht warnt, daß schon zu Beginn des kommenden Jahrhunderts ein Viertel der Menschheit an chronischem Wassermangel leiden wird. „Wir wissen es vielleicht noch nicht alle, aber wir fahren einen unhaltbaren Kurs“, so die Unep-Generalsekretärin Elizabeth Dowdeswell. „Wenn wir so weitermachen, zerstören wir unsere Lebensgrundlagen.“
Die UN-Organisation zitiert in dem Report wissenschaftliche Erkenntnisse, die auch in Europa Besorgnis auslösen müßten. Große Teile Europas werden in den kommenden Jahrzehnten durch die globale Erwärmung und die Versauerung der Böden geschädigt. Für das Jahr 2050 prognostizieren die UN, daß 12,5 Prozent Europas unter erheblichen Klimaveränderungen und einer Versauerung von Boden und Gewässern leiden werden. Skandinavien, Polen und Großbritannien werden von beiden Übeln gleichzeitig erwischt.
Doch die Verschlechterung der Lebensgrundlagen trifft Asien genauso. Dort sollen durch die zunehmende Industrialisierung nun auch riesige Landflächen versauern. Allen Konventionen zum Trotz steigt die Produktion von Treibhausgasen nach Unep-Angaben weiter an. Die Konvention über den Erhalt der Artenvielfalt könne auch fünf Jahre nach dem Rio-Gipfel das rasante Artensterben nicht stoppen.
Je schneller gehandelt werde, desto weniger drastisch müßten die Schritte zum Erhalt der Lebensgrundlagen sein, heißt es in dem Report. „Wenn weltweit zwei bis drei Prozent des Bruttosozialprodukts für den Umweltschutz ausgegeben würden, könnten große Fortschritte erzielt werden.“ Im einzelnen verlangt die Unep
– eine drastische Veränderung der Energiepolitik hin zum Energiesparen und der Nutzung erneuerbarer Energien;
– die schnelle weltweite Verbreitung neuer, umweltfreundlicherer Technologien;
– eine globale Wasserpolitik, die diese rare Ressource schützt;
– und die Sammlung von Umweltinformationen, um erreichbare Umweltziele schneller zum globalen Maßstab machen zu können.
Die UN-Umweltorganisation war von den Regierungen auf ihrer Generalversammlung im Mai 1995 beauftragt worden, den GEO-Report zu erstellen. Die Prognose soll von nun an alle zwei Jahre vorgelegt werden. Zwischendurch will Unep in Zusammenarbeit mit zwanzig Forschungszentren weltweit sogenannte Regionalberichte erstellen. Aus Deutschland beteiligt sich das Wuppertal-Institut an dem Report. Hermann-Josef Tenhagen
Der Unep-Report kann im Internet erschlossen werden: http://www . grid.unep.ch/geo1/
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen