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Kuschelnde Köter

■ Das „Pan Theater“ erzählt Kindern und Erwachsenen von einer Reise nach Indien

Klopapier ist pfui. Viel hygienischer ist es, sich auf der Toilette mit Wasser zu waschen, lernten die Schauspieler Andreas Peckelsen und Andreas Derda bei ihren Erkundungen in Indien. Das sehen nach einer kurzen Erklärung auch die 100 Fünftkläßler im Publikum ein, obwohl sie gerade noch „Iiehh“ gebrüllt haben.

Was Toilettenbräuche angeht, hat das Stück des Pan Theaters, Straßenjungs – Erkundungen in Indien, seinen Zweck damit erfüllt: die Zuschauer haben einen Teil der fremden Kultur verstanden. Haben ein Mädchen bemitleidet, das vom Ziegelschleppen lebt, haben Politiker beschimpft und indischen Gewürztee probiert – Erfahrungen, die auch die Schauspieler gemacht haben, als sie mit Regisseur Michael Leye zwei Monate durch Indien fuhren.

In Straßenjungs erzählen sie von dieser Reise. Andreas Derda schneidersitzt auf der Bühne und bröselt Kardamom in indischen Gewürztee, daneben drückt Peckelsen aufs Knöpfchen des Dia-Projektors. Im Gegensatz zu manchen Urlaubs-Dia-Abenden kämpfen Pan Theater-Zuschauer nicht nach Minuten mit dem Schlaf. Die meisten Bilder sind ohnehin nur Kulisse für die gespielten Szenen. Deshalb dürfen sie auch mal banal sein: Peckelsen schnarchend im Zug, Köter kuschelt sich an Kaninchen.

Aber eigentlich wollte das Pan Theater ja nach dem Leben indischer Straßenjungen fragen. Also auf zu „Shelter“, einer Hilfsorganisation zweier Mönche in Bombay. Straßenjungen, lernen die Zuschauer, lieben happyendende Filme und verdienen Geld mit Müllsammeln. Daß ein zwölfjähriger drei Jahre im Gefängnis saß, wird nur kurz erzählt. Ebenso die Geschichte eines überfahrenen Mädchens. „Wir wollen die Kinder nicht nur als Opfer zeigen“, begründet Andreas Derda die Knappheit. Das schaffe nur Distanz zwischen den Deutschen und den Straßenjungs, wo Verständnis und Solidarität gefragt seien.

Schließlich will das Pan Theater nicht erziehen, sondern informieren. Und „zeigen, daß wir auch nicht alles richtig machen“. Ganz Vollzeittourist schimpft Peckelsen auf Bettler, den Fotoapparat immer im Anschlag. Ob den Fünftkläßlern diese Paraodie auffällt, ist fraglich. Seinem Anspruch, ein Stück Indien zu zeigen, wird das Pan Theater trotzdem gerecht. Es wächst aber nicht darüber hinaus.

Judith Weber

Vorführung für Erwachsene heute, 20 Uhr, Bramfelder Kulturzentrum, Bramfelder Chaussee 265

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