: Senat plant für SPD
■ Zukunft des Hafenklinik-Areals: Wohnungen, Spekulation oder Klinik
Was passiert mit dem Gelände des Hafenkrankenhauses? Die Spekulationen über die Zukunft des Areals blühen wildwüchsig. Da Hamburgs Sozialdemokraten das leidige Thema so schnell wie möglich vom Tisch haben wollen, soll nach Informationen der taz schnellstmöglich eine Grundsatz-Entscheidung im Senat fallen. Innerhalb der SPD werden zur Zeit zwei Strategien diskutiert. Beide haben vor allem ein Ziel: Der politische Schaden für die Regierungspartei soll im Wahljahr zumindest in Grenzen gehalten werden.
Variante eins, die von Stadtentwicklungssenator Thomas Mirow favorisiert wird: Der Senat pflastert das Krankenhausgelände mit Sozialwohnungen zu und holt so bis zum Wahltag einen Teil der durch die Klinikschließung verlorengegangenen Sympathiepunkte wieder rein. Das Problem dabei: In den Kassen für die Wohnungsbauförderung herrscht Ebbe.
Deshalb kursiert innerhalb der SPD-Führungsspitze und unter den Bezirks-Sozis eine weitere Befriedungs-Strategie, die vom Verkaufs-Deal um den Wasserturm im Schanzenpark abgeguckt ist: Das Krankenhausgrundstück wird meistbietend verscherbelt, ein Teil der Erlöse wird medienwirksam an soziale Einrichtungen im Stadtteil ausgeschüttet. Dabei gibt es nur ein Problem: Wird die Krankenhaus-Immobilie zum Spekulationsobjekt erklärt, dürfte der Widerstand gegen die Krankenhausschließung neuen Auftrieb bekommen.
Es könnte aber noch eine dritte Möglichkeit geben. Nach Informationen der taz interessiert sich auch die Endo-Klinik, die eigentlich von der Holstenstraße an die Hagenbeckstraße umziehen wollte, für das leere Krankenhausgelände. Während die Spezial-Klinik in den Hagenbeck-Neubau rund 190 Millionen Mark stecken müßte, wird der Wert der Hafenkrankenhaus-Immobilie auf rund 45 Millionen Mark geschätzt.
Hinter den Kulissen wird längst über einen „Ringtausch“ nachgedacht: Während die Endo-Klinik zumindest Teile des abgewickelten Hafenkrankenhauses übernehmen könnte, könnte die geplante Notfallambulanz ins Erdgeschoß der heutigen Endo-Klinik an der Holstenstraße umziehen. Denn für den geplanten Ambulanz-Standort im Hotel „Ibis“ am Nobistor gibt es zwar keinen Mietvertrag, dafür aber bereits Proteste des Hotel-Managements, das die Nachtruhe seiner Gäste durch Blaulichter und Martinshörner im Morgengrauen gefährdet sieht.
Die Planspiele der Endo-Klinik-Leitung dürften allerdings auf wenig Gegenliebe im Senat treffen. Denn die Zukunft des kräftige Verluste erwirtschaftenden Tierparks Hagenbeck ist nur gesichert, wenn die Endo-Klinik in Verbund mit einem Hotel dem Traditions-Zoo kräftige Pachteinnahmen beschert. Ansonsten könnte Hagenbeck nur noch mit städtischen Millionenzuschüssen überleben. Marco Carini
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