: Für verstopfte Ohren
■ Das Bremer Uni-Orchester bringt das Dada-Ballett „La RelÛche“ des Bürgerschrecks Erik Satie zur Aufführung
„Die Frage ist nicht, ob Satie relevant sei. Er ist unerläßlich.“ Dies war die Meinung John Cages über den Komponisten Erik Satie, der wie kein anderer die spätbürgerliche Gesellschaft sowie deren Kulturbetrieb und Musentempel auf die Schippe nahm: „Schlaffe Präludien für einen Hund“, „Stücke in Birnenform“ und „Vertrocknete Embryonen“ nannte er einige seiner Kompositionen. Eines seiner szenischen Werke ist jetzt im Schlachthof zu erleben: Dort führen das Orchester der Universität und „Lauter Blech“ das dadaistische Ballett „RelÛche“ auf, dessen Uraufführung wie so viele Werke von Satie (1924) einen Skandal auslöste. Listig hatte er damals im Programmheft aufgefordert, sich die Ohren zu verstopfen.
Das wird man heute nicht mehr müssen, die Aufführung im Schlachthof verspricht anregende und geistvolle Unterhaltung: Susanne Gläß leitet sie und Marcello Monaco hat mit StudentInnen eine Choreographie bzw. Inszenierung erarbeitet.
Der Dadaist Francis Picabia, der Libretto und Bühnenbild der Uraufführung geschaffen hat und der treu nach Satie den Zuschauern vorschlug, doch Brillen mit geschwärzten Gläsern aufzusetzen, sagte über das Werk: „RelÛche ist das Heute, die Freude der Liebe, es ist die Sonne; alle Länder ähneln sich, aber das Schönste ist das mit der meisten Sonne“. Die Handlung besteht aus Augenblicken und ist in jedem Augenblick mit der Provokation der Zuschauer verbunden: „Stellen Sie sich vor, es gibt Leute, die lieber Opernballette haben, die armen Dummköpfe“ war eins der Spruchbänder der Uraufführung. Ob Cages Einschätzung noch heute Bestand haben kann, ist nun an der ambitionierten und aufwendigen Einstudierung zu überprüfen.
Ute Schalz-Laurenze
Am heutigen Montag um 19.30 hält Grete Wehmeyer im Gästehaus der Universität auf dem Teerhof einen Vortrag über „RelÛche“. Die Premiere geht am 6. Februar um 20 Uhr im Kulturzentrum Schlachthof über die Bühne
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen