: Prälat soll Kinopalast weichen
Neue Pläne für das Ballhaus „Prälat“: Investor will Multiplex und Hotel errichten. Bündnisgrüne fürchten die Verdrängung der kleinen Kinos ■ Von Rolf Lautenschläger
Er zählte zu den großen Ballpalästen. Filmmogule und -sternchen aus dem „Showbizz“ gingen auf Tuchfühlung. Wer in der Stadtgesellschaft der sechziger Jahre etwas auf sich hielt, ließ dort den Bären los. Der Prälat an der Schöneberger Hauptstraße war die Adresse. Seit 1988 steht das Ballhaus leer. Die angrenzenden Parkdecks werden vom Eigentümer vermietet. Neu an dem modernistischen Betonriegel sind allenfalls die wechselnden Graffiti: mal in Blau, mal in Gelb oder Rot.
Jetzt gibt es einen neuen Versuch, das über 10.000 Quadratmeter große Gelände mit einer Bebauung wiederzubeleben. Statt des Ballhauses – teilweise soll es der Abrißbirne zum Opfer fallen – ist geplant, ein Multiplexkino mit neun Sälen zu errichten. Neben der Cinema-Burg für 2.400 Zuschauer sollen Restaurants, Freizeiteinrichtungen, ein Hotel und Wohnungen hochgezogen werden. Außerdem sehen die Pläne der Prälat- Projektentwickler-Gesellschaft vor, eine zweistöckige Tiefgarage für 450 Pkw in die Erde zu graben. Zwei denkmalwerte Säle des Nachkriegsbaus wollen die Investoren in ihrem Entwurf erhalten. Schließlich soll zwischen der Hauptstraße und der rückwärtigen Feurigstraße eine Grünfläche entstehen.
Der neue Bebauungsplan, der im Schöneberger Rathaus ausgelegt wird, ist der einstigen bündnisgrünen Baustadträtin Sabine Ritter und der alternativen Bezirksfraktion aber zu kino- und betonlastig. Sowohl das Nutzungskonzept für das Multiplex-Kino samt Hotel und Tiefgaragen als auch die Freifläche müßten noch einmal einer Prüfung unterzogen werden. Es sei fraglich, so Ritter, ob die jetzige Planung sich auch rechne. Einerseits würden „die wirtschaftlichen Aussichten höchst unterschiedlich beurteilt“. Andererseits sei unklar, welche Auswirkungen der Kinopalast auf andere Schöneberger Kinos wie das Odeon und den Notausgang hätten. Ritter befürchtet einen Verdrängungsprozeß der bestehenden Kultureinrichtungen.
Nach Ansicht der Bündnisgrünen ist die Überbauung der Fläche noch zu kompakt. Für den Bezirk müßte eine Bebauung „herausspringen, die Grünflächen und Gebäude in ein besseres Verhältnis setzten“. Grundsätzlich kritisierte die Ex-Baustadträtin, daß die Eigentümer das Grundstück auf Kosten des Bezirks jahrelang „spekulativ vergammeln ließen“.
In der Vergangenheit hatte es mehrfach Anstrengungen des Eigentümers gegeben, das ungenutzte Prälat-Areal rentabel zu verscherbeln. Anfang der neunziger Jahre war ein Hochhaus im Gespräch, ein anderes Mal sollte dort ein Bürokomplex entstehen. Beide Vorhaben lehnte der Bezirk ab.
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