piwik no script img

Ausstieg soll beginnen

■ Schweden schließt 1998 sein umstrittenes AKW in Barsebäck

Stockholm (taz) – Schweden macht mit dem Ausstieg aus der Atomkraft Ernst. Als erstes werden die beiden Reaktoren des Atomkraftwerks Barsebäck abgeschaltet. Der erste bis Mitte 1998, der zweite vermutlich noch vor der Jahrtausendwende. Darauf einigten sich in der Nacht zum Montag die regierenden Sozialdemokraten mit der exkommunistischen Linkspartei und der halbgrünen Zentrumspartei, die sie für eine parlamentarische Mehrheit brauchen. Auch die Grünen, die an den Verhandlungen nicht teilnahmen, wollen den Beschluß stützen.

Seit Monaten war um den konkreten Beginn des Ausstiegs verhandelt worden, nachdem verschiedene Regierungen die Ausstiegsfrage jahrelang auf die lange Bank geschoben hatten. 1980 hatten sich die SchwedInnen in einer Volksabstimmung mehrheitlich für einen Ausstieg des Landes aus der Atomenergie bis 2010 entschieden. Nachdem nach Ablauf der Hälfte dieser 30jährigen Frist vor zwei Jahren weder ein konkreter Ausstiegsplan noch Investitionen in Ersatzenergiequellen sichtbar waren, hatte sich der öffentliche Druck auf Stockholm verstärkt, den Volkswillen endlich umzusetzen. Auch wenn 1998 der erste Reaktor abgeschaltet wird, dürfte allerdings der Ausstieg bis 2010 kaum machbar sein.

Schwedens zwölf Atomreaktoren stehen nämlich derzeit für die Hälfte der Stromproduktion im Lande. Der Verbrauch liegt bei 140 Terrawattstunden im Jahr, Tendenz leicht sinkend. Die andere Hälfte steuern Wasserkraftwerke bei, Öl-, Kohle- und alternative Krafterzeugung haben bislang nur marginale Bedeutung. Die beiden Reaktoren in Barsebäck standen für eine Jahresproduktion von rund acht Terrawattstunden. Ihr Ausfall soll durch Stromeinsparung und für eine Übergangsperiode durch Erdgasstrom und Importe ausgeglichen werden. Dem Vernehmen nach will die Regierung in Stockholm in den kommenden Tagen ein neues Investitionsprogramm für alternative Energieforschung und -erzeugung vorlegen. Reinhard Wolff

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen