piwik no script img

Kreativ-Pool in der Hügellandschaft

■ Organisatorinnen des Projekts „Höge“ zogen nach einjähriger Arbeit Bilanz

Da haben sich Barbara Reinhart und Barbara Baum aber viel vorgenommen! Bis zum Jahr 2000 sollen auf der Höge, einem idyllischen und abgelegenen bäuerlichen Anwesen zwischen Syke und Bassum, die Umbaumaßnahmen so weit gediehen sein, daß Künstlerinnen verschiedener Sparten hier zeitweilig werden arbeiten können. Bis dann wird sich der seit genau einem Jahr für kleinere Kulturveranstaltungen genutzte Hof in einen Ort verwandeln, in dem Künstlerinnen ungestört, konzentriert und frei von wirtschaftlichen Verpflichtungen ihren Vorhaben nachgehen können.

Doch wie wollen Baum und Reinhart dem wohl zu erwartenden Ansturm an Bewerbungen gerecht werden? Die Antwort gaben sie jetzt bei einer „infoirée“ zum einjährigen Bestehen der Höge. Sie haben sich, so erzählten sie den Gästen, für das Prinzip einer Ein-Frau-Jury entscheiden, die für jedes Projekt sechs weitere Künstlerinnen zum Miteinanderarbeiten einlädt. In der Außenwirkung steht und fällt dieses Vorhaben mit der künstlerischen Qualität der Stipendiatinnen, deshalb wird es in den nächsten Jahren verstärkt darauf ankommen, welche Impulse gesetzt werden und ob man auch namhafte Künstlerinnen begeistern kann.

Egal ob Wissenschaftlerin, Bildhauerin, Tänzerin oder Autorin: Sie alle bekommen ihr Zimmer für sich allein, abgeschieden vom Großstadtgetümmel, zurückgeworfen auf sich, die Gemeinschaft, die Natur. Daß das Umfeld der leicht hügeligen Landschaft inspirierend wirkt, haben bereits die Projekte des letzten Jahres gezeigt. Und bis jetzt – so hat man den Eindruck – hat sich alles vermehrt: der Zuspruch, der Idealismus, der Ideenreichtum, die Pläne, die Erwartungen. Nur Geld, das die Initiatorin ganz unmißverständlich geradeheraus „Großgeld“ nannte, fehlt noch. Deshalb kam man auch zu diesem Abend zusammen, letztendlich um weitere Sponsoren aufzutun.

Mögliche Mäzene finden bereits ein Feld vor, das schon heftig beackert wurde, weshalb der überschäumende Optimismus der beiden Leiterinnen auch berechtigt erscheint. Zum engagierten Künstlerinnen-Projekt paßte das Portrait der Komponistin Younghi Pagh-Paan. Die Koreanerin kam mit 30 Jahren nach Freiburg, um die „andere Hälfte“ kennenzulernen. Für sie war Deutschland zusammengefaßt in Beethoven, Bach und Schubert, Bonn und Heidelberg. Sie fing wieder von vorne an und verbreitet noch heute die Atmosphäre des Aufbruchs. Zusammen mit einem MusikerInnen-Quartett führte sie mehrere Kompositionen auf – darunter „Dreisam-Nore“, das während eines Fluß-Spazierungs entstanden ist. Und tatsächlich: Der Wind rauschte, man meinte die Blätter zu hören und die Wellen. Insgesamt machte dieser Abend Lust auf mehr. Der „Kirschgarten“ von Tschechow wird im Sommer ein Motto sein, mit dem sich sieben Künstlerinnen auseinandersetzen. Also, wenn die Sonne scheint und die „Kirschgärten“ blühen: auf zur „Höge“. Claudia Meier

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen