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Leere Becken füllen

■ Bäderbetriebe planen Dauerkarten für Schwimmer und Dienstwagen für das Management. Die Grünen fordern eine drastische Senkung der Eintrittspreise

Den Einbruch bei den Besucherzahlen der öffentlichen Bäder wollen die Berliner Bäder-Betriebe (BBB) in diesem Jahr durch eine Vereinheitlichung des Tarifsystems und eine Liberalisierung der Öffnungszeiten wieder ausgleichen. Nach der Erhöhung der Eintrittsgelder war die Zahl der verkauften Tickets um etwa 75 Prozent gesunken. Nun wollen die BBB Jahreskarten zum Preis von 360 Mark (ermäßigt 150 Mark) und Halbjahreskarten für 200 Mark (erm. 80 Mark) einführen, die in allen Bädern ohne Zeitbeschränkung gelten sollen. Die Öffnung der Badeanstalten bis 23 Uhr, bereits vereinzelt praktiziert, soll zur Regel werden. Der Aufsichtsrat der BBB unter Vorsitz von Sportsenatorin Ingrid Stahmer (SPD) wird am 19. Februar über die neue Tarif- und Zeitstruktur entscheiden sowie auch die von Senatsseite angestrebten Privatisierungspläne der BBB diskutieren.

Elisabeth Rodé, Aufsichtsratsmitglied der BBB und Sportstadträtin von Tiergarten, glaubt nicht, daß die vergraulten Besucher allein durch die Vereinheitlichung des Preissystems und die längeren Öffnungszeiten zurückgewonnen werden können. Sie hält eine drastische Absenkung der Preise für nötig. Im Aufsichtsrat will die bündnisgrüne Politikerin daher für eine Halbjahreskarte zu 90 Mark (50 Mark ermäßigt) plädieren. Die BBB planen, die Karte für 200 Mark zu verkaufen, was eine erneute Erhöhung gegenüber 1996 um 10 Mark bedeuten würde. Es müsse sportpolitisches Ziel sein, so Rodé, möglichst vielen BürgerInnen den Besuch der Schwimmbäder zu ermöglichen.

BBB-Pressesprecher Manfred Radermacher gibt hingegen dem Wetter die Schuld am BesucherInnenrückgang. „Wir hatten 1996 den miserabelsten Sommer seit Jahren“, erklärt Radermacher. Er sieht die dringlichste Aufgabe darin, den Tarifwirrwar zu lichten und kundenfreundliche Angebote wie spezielle Tarife für Kurzzeitnutzer anzubieten. Den Verweis auf das maue Sommerwetter hält Aufsichtsratsmitglied Rodé jedoch nicht für überzeugend: 1993 seien bei vergleichbar schlechter Wetterlage 35.600 Stück Saisonkarten verkauft worden, 4.000 mehr als im sonnigen und heißen 95er Sommer.

Auch die anvisierte Privatisierung der BBB ist umstritten. Während in der Finanz- und Innenverwaltung Modelle zum Verkauf der Bäder geprüft werden, fordert Dietmar Volk, sportpolitischer Sprecher der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Abgeordnetenhaus, die Sportsenatorin auf, von den Plänen Abstand zu nehmen. Die derzeitige Rechtsform biete genügend Flexibilität, um nötige Investitionen zu tätigen.

Fragen zum Finanzgebaren der 1996 mit 104,6 Millionen Mark aus Landesmitteln bezuschußten BBB wirft der Plan auf, künftig außer den beiden Geschäftsführern auch noch sechs regionalen Leitern einen Dienstwagen zur Verfügung zu stellen. Der bündnisgrüne Sprecher Volk fordert in diesem Zusammenhang, den administrativen Wasserkopf der BBB zu kappen. Klemens Vogel

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