: „Wir sind jederzeit zu Verhandlungen bereit“
■ Bruno Luaula, Sprecher der zairischen Rebellenfront AFDL in Deutschland, zur Lage
taz: Die Rebellenbewegung hat mehrere Flüchtlingslager in Ostzaire eingenommen, die Insassen fliehen zu Zehntausenden. Sind Sie darüber froh?
Bruno Luaula: Ja, denn die zairischen Regierungstruppen haben versucht, diese Menschen als lebende Schutzschilde zu benutzen und damit die internationale Gemeinschaft zu erpressen, damit diese Truppen schickt. Außerdem leben in diesen Lagern nicht nur Flüchtlinge, sondern auch Milizen, die die Flüchtlinge festhalten. Es sind Hutu-Milizen aus Ruanda und Burundi, die gegen ihre Regierungen kämpfen wollen und von Zaire aus operieren. Die Hutu-Milizen wollen, daß das Flüchtlingsproblem bestehen bleibt. Denn solange sie Flüchtlinge unter Kontrolle haben, können sie bleiben – anderenfalls bekommen sie keine Hilfe von der UNO.
Für Sie sind die Insassen der Lager also Feinde?
Ja. Aber wir helfen wirklichen Hutu-Flüchtlingen gern, in ihre Heimat zurückzukehren.
Wäre es möglich, die Flüchtlinge über das Rebellengebiet in ihre Heimat zu repatriieren?
Das ist immer unser Wunsch gewesen. Denn Ruanda und Burundi wollen gern die Leute zurückhaben, die mit dem Völkermord nichts zu tun haben. Die wären willkommen in ihren Ländern.
Wären Sie bereit, über eine solche Repatriierung mit dem UNHCR zu verhandeln?
Ja, aber nur, wenn keine ausländischen Truppen kommen. Wir wollen keine ausländischen Truppen, die in angeblich humanitärer Mission hierherkommen und versuchen, den Flüchtlingen zu helfen. Sie würden nur Mobutu helfen.
Sie wollen keine ausländischen Truppen, aber die USA beschuldigen Sie, daß Truppen aus Uganda und Ruanda auf Ihrer Seite mitkämpfen...
Die USA sind daran interessiert, daß Zaire nicht zerfällt – an Diktator Mobutu haben sie kein Interesse mehr. Die US-Regierung sagt, es wäre besser, wenn es zu keinem Krieg kommt, denn das würde den Zairern schaden. Wenn die USA diese Beschuldigung gegen uns erheben, meinen sie auch Mobutu mit seinen Söldnern und seinen Versuchen, ausländische Unterstützung zu bekommen – etwa in Togo und Marokko. Die USA wollen, daß der Konflikt unter Zairern geregelt wird.
Sind ausländische Truppen auf beiden Seiten aktiv?
Ja. AFDL-Chef Laurent Kabila sagt selbst: Wir haben Freunde. Man kann keinen Krieg führen ohne ein Gebiet, wohin man sich zurückziehen kann oder wo man Hilfe bekommt. Es muß Munition geben, Waffen müssen von irgendwoher kommen. Und Ruanda wird sich auch freuen, wenn es in Zaire keinen Mobutu mehr gibt, weil Mobutu sich immer überlegen wird, wie er Ruanda schaden kann.
Sind Sie zu einem Waffenstillstand und zu direkten Verhandlungen mit der zairischen Regierung bereit?
Wir sind jederzeit zu Verhandlungen bereit. Laurent Kabila hat gesagt: Wenn es bis zum 21. Februar nicht zu Verhandlungen kommt, gibt es einen Generalangriff. Kabila ist bereit, mit jedem zu verhandeln, wenn es konstruktiv ist. Wenn es nur darum geht, Mobutu an der Macht zu halten, ist er dazu nicht bereit. Interview: Dominic Johnson
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