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Fischimbiß-Kette sucht einen Käufer

■ Unilever-Konzern will „Nordsee“ endgültig loswerden. Die Firma soll mindestens 500 Millionen Mark wert sein

Bremerhaven (taz) – Die Vorbereitungen für den Verkauf der deutschen Fischhandelskette Nordsee gehen in die entscheidende Phase. Ende Februar soll eine Arbeitsgruppe für den Noch- Eigentümer, den holländisch-britischen Unilever-Konzern, den genauen Wert der Bremerhavener Firma ermittelt haben. Danach könne man in konkrete Verkaufsverhandlungen einsteigen, hieß es in der Nordsee-Zentrale.

Meldungen, wonach ein skandinavischer Käufer 540 Millionen Mark geboten haben soll, wollte die Deutsche Unilever nicht bestätigen. Auch auf der Bilanzpressekonferenz der Unilever heute in Rotterdam soll zum Nordsee-Verkauf noch nichts Definitives gesagt werden.

Zu Nordsee gehören neben der Bremerhavener Konzernzentrale bundesweit 155 Fischgeschäfte und 136 Fischrestaurants. Außerdem betreibt Nordsee 31 Großhandelsniederlassungen und eine Tiefkühlfisch-Fabrik, die aber nicht zum Verkauf steht. Der Jahresumsatz liegt bei mehr als einer Milliarde Mark, bei einem Überschuß 1995 von 50 Millionen Mark.

Unter den 6.000 Mitarbeitern ist die Stimmung gespalten, seit die Verkaufsabsichten der Briten durchsickerten. Einerseits sind sie selbstbewußt: Eine Firma mit der Struktur der Nordsee, die Großhandel, Fischverarbeitung und Einzelhandel zusammenfaßt, sei einzigartig. Ein potentieller Käufer müßte das Wissen der Belegschaft erhalten, glaubt Betriebsrat Wolfgang Richter. Nur unter den 400 Mitarbeitern in der Bremerhavener Zentrale gibt es Zweifel, ob ein Käufer sie halten wird.

Unilever-Chef Nial Fitzgerald hatte schon länger angekündigt, „überflüssiges Firmengestrüpp“ zu verkaufen. Nordsee paßt mit seiner Ausrichtung auf Deutschland nicht unbedingt zu Unilever, das sein Geld mit Waschpulver und Margarine verdient. Die Nordsee- Fischtheken sind die einzigen Orte, an denen der Multi direkt mit den Verbrauchern in Kontakt trete. Joachim Fahrun

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