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Keine junge türkische Stimme

■ Medieneinfalt in der Vielfalt auch bei türkischen Medien. Für die erste Generation ist die konservative Zeitung "Hürriyet" mit Deutschland-Ausgabe am wichtigsten.

Was vom Verband binationaler Familien und Partnerschaften bei den „Deutsch-Türkischen Dialogen“ noch als Frage formuliert war, wurde während der Veranstaltung zur Gewißheit. Denn die türkische Medienlandschaft in Berlin spricht vor allem als eine Stimme aus Ankara. Zwar nicht als Sprachrohr der Regierung, wie Thomas Hartmann, Journalist und Moderator des Dialogs, vorwegschickt, aber es gebe kaum ein Medium, daß die türkische Minderheit in Berlin vertrete.

Hürriyet, bürgerlich-konservativ und auflagenstärkste türkische Zeitung in Deutschland, verbirgt immerhin unter dem Deckblatt mit türkischer Fahne einen eigenen Teil, der in Deutschland produziert wird. Aber der Widerspruch folgt Ali Yumus(!)ak, Leiter des Berliner Zeitungsbüros, auf dem Fuße: „Hürriyet ist noch immer für die erste Generation. Vor allem das Bild des Türken in der feindlichen Fremde findet sich hier, sagt Ceyhun Kara, freier Mitarbeiter von „Milliyet“ und Radio Mulikulti. „Die zweite und dritte Generation fühlt sich gar nicht vertreten.“ Initiativen, eigene Zeitungen zu machen, gab und gibt es, aber ohne Gelder vom Senat haben sie kaum Überlebenschancen.

Immerhin sei Berlin das Zentrum der türkischen Medien außerhalb der Türkei, so Claudia Danschke von Aypa-TV, die täglich auf dem Spreekanal auf deutsch und türkisch senden. Mindestens neun Fernsehsender schimmern per Satellit über die Bildschirme. „Was will man erst mal mehr?“ setzt sie ironisch dazu. Nur ist die türkische Minderheit in Deutschland diesen Sendern ziemlich egal. Das Problem liege vor allem in der Finanzierung, so Claudia Danschke weiter. „Nur 5.000 türkische Gewerbetreibende gibt es in Berlin. Alle kleinen Dönerläden miteingerechnet.“ Also kein Markt für Medien. Zumal der einzige hier ansässige Fernsehsender, TD1, viel von den türkischen Sendern übernimmt und gar klaut, so daß die Werbung entsprechend billig ist: „Ein Dönerladen kann hier für 1.500 Mark einen Spot schalten, der dann fünf- oder sechsmal täglich einen Monat lang wiederholt wird. Welches andere Medium kann da mithalten?“

Außerdem, so Ceyhun Kara, bildeten die türkischen Medien auch keine jungen Journalisten aus. Nicht mal Praktika gebe es. Das Sprachproblem bleibt. Übungsfeld bietet aber der Offene Kanal: Mindestens 50 Prozent der Sendungen werden von Nichtdeutschen gemacht. Die meisten davon produzieren TürkInnen. Nathalie Daiber

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