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■ StandbildLaffenspiegel

„Hilfe, meine Frau heiratet“, Di., 20 Uhr, Sat.1

Die Zeichen stehen schlecht, wenn man sich schon bald nach Beginn eines Films auf die Werbepause freut in der Hoffnung, endlich ein paar dynamische Bildfolgen zu sehen. Zumal ein gewiefter Reklamefilmer eine derart substanzarme Geschichte wie die von Schürzenjäger Philipp, seiner abgängigen Ehefrau und dem alles andere als unsichtbaren Dritten in maximal 30 Sekunden erzählt.

Am Anfang steht die einvernehmliche Scheidung. Philipp, ein Lätta-Man aus dem Münchnerischen, hegt jedoch schon gewisse Zweifel und macht sich flugs daran, die Verflossene zurückzugewinnen. Fortan bemüht er sich, ihre Eifersucht zu wecken. Doch statt dessen gerät der Buhlende selbst in Rage, als die Umworbene munter mit anderen poussiert.

„Hilfe, meine Frau heiratet“ hatte ein paar Koordinaten, aber keinen eigentlichen Plot. Die Kunst der Komödie liegt teils darin, ein naheliegendes Ziel auf möglichst verschlungenen Pfaden zu erreichen. Hier aber wurde die Angelegenheit nur mit größter Mühe auf Sendelänge gestreckt, wurden Nichtigkeiten aufgeplustert, und wenn sich so gar kein Einfall einstellen wollte, überbrückten ausgelaugte Späßchen die Spanne bis zum nächsten Wendepunkt – Männer in Damenumkleidekabinen, Möbel im Regen, Handwerker in Spießervilla etc.

Angesichts des dürren Skripts blieb selbst Regisseur Ulrich Stark ohne Fortüne, ein Mann, der in der Vergangenheit mit seinen Beiträgen zur ARD-Reihe „Polizeiruf 110“ bewiesen hat, daß ein reduziertes Erzähltempo nicht zwangsläufig Langeweile bedeuten muß. Harren wir also der Rückkehr der Landeier aus dem Bergischen Land, die eindeutig mehr zu bieten haben als barfüßige Laffen aus Münchner Beletagen. Harald Keller

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