■ Zur Einkehr: Im moto
Ein Restaurant wie das „moto“ könnte man in dieser Form auch in Tokio oder Singapur finden. Postmodernes Ambiente mit dem sachlichen Charme einer Sushi-Bar. Cooler, avantgardistischer japanischer Club-Jazz im Hintergrund, und die stets freundlichen Mitarbeiter könnten einem Akira-Comic entsprungen sein. Die schlichte Gestaltung mag manchem eine Spur zu ungemütlich erscheinen. Nimmt man sich aber die Zeit, länger dort zu verweilen, gelangt man hinter das Geheimnis der asketischen Ausstrahlung. Denn der Genuß, das Zelebrieren und Erleben des Essens stehen im Vordergrund und nichts soll davon ablenken, die Ursprünge der taiwanesischen Küche zu entdecken. „moto“, das heißt „Ursprung“ und authentische asiatische Küche ist das Programm. Es gibt keine Fertiggerichte, alle Speisen werden erst nach der Bestellung aus frischen Zutaten zubereitet.
Stille Poesie eröffnet sich einem beim Studieren der Speisekarte. „Lassen Sie sich Zeit für Ihre Gerichte“, steht dort. Und schon beim Lesen läßt man sich in aller Ruhe die Namen der Gerichte auf der Zunge zergehen: „doppelter phönix mit mudan blume“, „antiker mond“ oder „tintenfischblume“.
Der Beginn war klassisch. Zarte Chicken Wings, mariniert in einer köstlichen, leicht scharfen braunen Soße, die die feine Würzmischung nicht überdeckte (6,50 Mark). Wan Tan gebacken, nicht allzuviel Teig, nicht zu ölig, mit einer schmackhaften süßsauerscharfen Sauce serviert.
Kunstvoll angerichtet wie ein Gemälde der „truthahn-satay“ (16,50 Mark). Angenehm würzig-zarte Truthahn-Spieße, serviert mit einer leicht scharfen Erdnuß-Sauce, die mal nicht an Erdnußbutter erinnert. Kunstvoll auf einem Holztablett kommt das Fisch-Sushi auf den Tisch. Eine ausreichende Anzahl kleiner Rollen mit Krebs-Surimi und Thunfisch. Dazu Soya-Sauce, grüner Meerrettich und ein knackiger Sprossensalat mit gerösteten Sesamsamen und Sesam-Öl. Hinter der „tintenfischblume“ (16,50 Mark) verbarg sich gebratener Tintenfisch, zart und angenehm im Biß, mit Erbsenschoten in einer hellen Chili-Sauce. Die war scharf. Wirklich scharf, aber ungemein köstlich. Alle Portionen waren großzügig bemessen und begleitet von aromatischem Reis und Salat.
Ein heißer Tip ist auch der Mittagstisch ab 12.00 Uhr (mit Miso-Suppe vorneweg, zwischen 9,50 und 12,50 Mark).
Ob mittags oder abends: alle Gerichte erfüllen ohne Abstrich wahre Genießerfreuden. Markus Kraatz
„moto“, Café, Bistro, Teehaus, Schlachte 22
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