: Dicke Luft um neues Bewag-Heizwerk
■ Grüne: Geplantes Pankower Heizwerk ist "Dreckschleuder" mit hohem Schadstoffausstoß und ohne Stromproduktion. Bewag und Verwaltung halten dagegen: Gesetze eingehalten, Anwohner sicher
Der geplante Neubau eines Heizwerkes der Bewag ist zwischen Verwaltung und Umweltschützern umstritten. Der umweltpolitische Sprecher der Grünen- Fraktion, Hartwig Berger, hat den Neubau als „Dreckschleuder“ bezeichnet, weil das Werk ohne Rauchgasreinigung und ohne die sonst übliche Kraft-Wärme-Kopplung geplant wird. Die Bewag und das Landesamt für Arbeitsschutz (Lafa) als Genehmigungsbehörde widersprechen diesen Vorwürfen: Die Pläne erfüllten die gesetzlichen Vorschriften zur Luftreinhaltung, heißt es. An der Blankenburger Straße in Pankow plant die Bewag ein Heizwerk, das ab Oktober 2.000 Wohnungen mit einer Leistung von 33 Megawatt mit Wärme versorgen soll. Verbrannt werden soll im Werk Braunkohlestaub mit einer besonderen Kalkzumischung. Dadurch entstehe für die Umgebung eine „unerträgliche Zusatzbelastung“ durch Staub und Schwefeldioxid (SO2), moniert Berger: Die von der Bewag geplanten Emissionen lägen mit 1.000 mg SO2 weit über dem Grenzwert, den die Bundesimmissionsschutzverordnung mit 400 mg SO2 für Großfeueranlagen vorschreibe. Auch die Werte für Staub und Stickstoff würden überschritten.
Das sieht das Lafa anders. Für das geplante Heizwerk seien sehr wohl Filteranlagen für Staub und Stickstoff vorgesehen, und der Einsatz von Kalk reduziere den Schwefelausstoß, meint Jürgen Wichmann von der Genehmigungsbehörde. Außerdem sei das Werk keine Großfeuerungsanlage, vielmehr müsse wegen der geringen Größe die Vorschrift „Technische Anleitung (TA) Luft“ angewandt werden. Diese sehe allerdings weit höhere Grenzwerte vor (für SO2 beispielweise 2.000 mg), die von der Bewag-Planung deutlich unterschritten würden. Trotz der lascheren Grenzwerte für kleine Anlagen seien die Anwohner geschützt und litten nicht unter größerer Luftverschmutzung als bei Großkraftwerken: Kleinere Anlagen, so Wichmann, setzten einfach wesentlich weniger belastete Luft in die Umwelt frei, als dies bei Großanlagen der Fall sei.
Den Verzicht auf die sonst in Berlin übliche Kraft-Wärme- Kopplung (die gleichzeitige Gewinnung von Strom und Wärme in einem Kraftwerk) begründet Olaf Weidner von der Bewag mit dem fehlenden Bedarf in Pankow. Strom gebe es ohnehin zu viel: Von den 2.880 Megawatt verfügbarer Leistung seien zu Spitzenzeiten nur 2.400 ausgelastet, außerdem beziehe die Bewag Strom aus dem Umland.
Diese Haltung kritisiert Berger. Es sei viel sinnvoller, Strom und Wärme dort zu erzeugen, wo sie gebraucht würden, und sie nicht über lange Strecken mit großen Leitungsverlusten heranzuführen. Die Bewag solle sich statt der engen Verbindung mit der umweltschädlichen Braunkohle lieber darauf konzentrieren, Strom und Wärme in Berlin zu produzieren und den vertraglich festgelegten Bezug des Braunkohlestroms aus der Lausitz zu reduzieren. Bernhard Pötter
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen