: SPD ist ein alter Hut
■ Neue Studie über SPD in NRW: Kaum attraktiv für die jüngeren Wähler
Düsseldorf (dpa) – Die nordrhein-westfälische SPD leidet nach einer Untersuchung des Münchner Sozialforschers Horst Becker unter einem „Modernitätsdefizit“. Sie werde vor allem von jungen Wählern als „Partei des Bewahrens“ wahrgenommen, deren Zukunftskonzepte noch zuwenig bekannt seien, sagte Becker gestern in Düsseldorf. Bei den 18- bis 34jährigen sei deshalb neben den Grünen auch die CDU zu einem Konkurrenten für die SPD geworden. Becker hatte im Auftrag der NRW-SPD Stärken und Schwächen der Landespartei untersucht.
An der SPD-Basis wird die rot- grüne Koalition in Düsseldorf mehrheitlich getragen. Für 49 Prozent der befragten Ortsvereinsvorsitzenden sei sie besser in der Lage, die Probleme Nordrhein-Westfalens zu meistern. Einer Großen Koalition mit der CDU trauten dies hingegen nur 37 Prozent zu. Zwölf Prozent der Befragten hätten erklärt, in ihrem Ortsverein sei die Koalitionsfrage umstritten. Um ihrem schwindenden Rückhalt bei den Erst- und Jungwählern Einhalt zu gebieten, will die nordrhein-westfälische SPD mehr jüngere Abgeordnete in den Bundestag schicken. Der Landesvorstand habe beschlossen, daß im Herbst 1998 mindestens acht Kandidaten sichere Wahlkreise oder Listenplätze erhalten sollen, die jünger als 40 Jahre sind, berichtete SPD- Landesgeschäftsführer Ulrich Wehrhöfer. Bisher sei diese Altersstufe in der NRW-Landesgruppe der SPD-Bundestagsfraktion nicht vertreten.
Einer der wichtigsten Trümpfe der Genossen an Rhein und Ruhr ist laut Beckers Untersuchung nach wie vor Ministerpräsident Johannes Rau, dessen „Popularität überhaupt nicht angekratzt sei“. Neben Rau werde aber die Vielfalt des Personalangebots der SPD nicht ausreichend sichtbar. Zu den weiteren Stärken der SPD an Rhein und Ruhr zählt Becker „ein relativ gutes wirtschaftspolitisches Image“, für das vor allem Wirtschaftsminister Wolfgang Clement sorge. Gleichzeit gelte die SPD aber auch als Garant der sozialen Gerechtigkeit.
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