Kommentar: Kahrs legt vor
■ Senatorin dominiert Schul-Debatte
Ist der Ruf erst ruiniert, kann eine Politikerin ungeniert zuschlagen. Das tut Bildungssenatorin Bringfriede Kahrs mit ihrem Vorstoß in Sachen Lehrerarbeitszeit. Denn das Verhältnis der Sozialdemokratin zu den alten Freunden von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft ist ohnehin auf dem Tiefpunkt. Da kann man die unwilligen LehrerInnen ruhig noch ein bißchen knechten. Zwei Stunden Mehrarbeit, davon eine Stunde nicht als Unterrichtsverpflichtung, das tut den alten Kolleginnen weh. Auch das Versprechen, Neueinstellungen möglich zu machen, werden den Schmerz nicht lindern. Insofern hat Bringfriede Kahrs nichts zu verlieren.
Nebenbei verbessert Bringfriede Kahrs mit ihrem Coup ihre Position gegenüber der CDU. Denn die braucht schon gute Argumente, der Senatorin den angesichts der bevorstehenden Pensionierungswelle an den Schulen verständlichen Wunsch nach Lehrerstellen abzuschlagen, auch wenn diese auf Pump finanziert werden sollen. Denn Kahrs zeigt ja auch gegenüber dem eigenen Klientel die geforderte Härte. Und noch ein Pluspunkt für die arg geprügelte Senatorin: Sie kann sich weiterhin das Reformmäntelchen umhängen. Schließlich kommt sie doch mit ihrem Vorschlag einer „freien Stunde“ Arbeitszeit ihrem Ziel näher, Arbeitsabläufe an den Schulen zu verändern. Konflikte sind jetzt absehbar. Aber Kahrs treibt seit gestern wieder die Beschwerdeführer vor sich her. Joachim Fahrun
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