: Bauen, Fliegen und Bezahlen auf Vorrat
■ Flughafen Fuhlsbüttel: Diskussion über Sinn und Unsinn der Erweiterung
Sie haben sich durch alle 26 Aktenordner mit Planunterlagen gequält, und diese Fleißarbeit soll nicht umsonst gewesen sein: Rechtsanwälte, Bürgerinitiativler gegen Fluglärm und AnwohnerInnen aus dem Hamburger Norden diskutierten am Mittwoch abend mit dem GAL-Wirtschaftsexperten Alexander Porschke, wie sich der geplante Ausbau des Flughafens in Fuhlsbüttel noch verhindern lasse. Die Flughafen Hamburg Gesellschaft (FHG) will die derzeit 43 Stellflächen für Flieger um 23 zusätzliche erweitern. Ziel ist, die Zahl der jährlichen Starts und Landungen von derzeit 149.000 auf 225.000 im Jahr 2010 zu steigern.
Bis zum 17. März können dagegen schriftliche Einwendungen bei der Wirtschaftsbehörde als prüfender und planfeststellender Instanz gemacht werden. Die GAL jedoch kann den Bedarf für die Erweiterung nicht nachvollziehen. In den Unterlagen begründet die FHG diese Notwendigkeit mit einem prognostizierten Anstieg der Flugbewegungen und Passagierzahlen von durchschnittlich fünf Prozent jährlich. „Entgegen dem Trend“, so Porschke, sei die Zahl der Flugbewegungen (-0,2 Prozent), Fluggäste (-0,1%), Luftfracht (-8%) und Luftpost (-9%) jedoch 1996 gegenüber 1995 rückläufig.
Anwalt Rainer Utikal hält es überdies für problematisch, daß der Flughafen in drei Stufen ausgebaut und dies bereits jetzt pauschal genehmigt werden soll, ohne daß der Ausbau in der letzten Stufe geklärt ist. Utikal: „Das läuft auf eine Vorratszahlung hinaus.“ Kritisiert wird zudem von Anwohnern, daß eine vernünftige öffentliche Verkehrsanbindung zum Flughafen immer noch fehlt. Nach dem Ausbau sei also mit noch mehr Individualverkehr zu rechnen. Auch fehle eine Alternativplanung. Niemand habe sich überlegt, wie die Kapazitätsengpässe am frühen Morgen und späten Abend statt dessen über den Tag verteilt werden könnten. Mehr Flüge bedeuten mehr Lärm. Allein zwischen 1994 und 1996 aber stieg die Zahl der Fluglärmbeschwerden um 21 Prozent. hh
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