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Freiheit mit Ronaldo

■ Ein Gesetzentwurf der spanischen Regierung sieht vor, daß große Sportereignisse nur im Free-TV gezeigt werden dürfen

Madrid (taz) – Allfreitägliche Pressekonferenz im Regierungspalast Moncloa. Wirtschaftsminister Rodrigo Rato und Vizepräsident Alvares Cascos geben „15 wichtige Entscheidungen des Ministerrates bekannt“: „Barcelona- Zaragoza 2, Sevilla-Logroñes 0, Valladolid-San Sebastian 1, ...“ So sehen die Puppennachrichten des spanischen Canal + – in denen ganz nach englischem „Spitting Image“-Vorbild die Aktualität auf die Schippe genommen wird – die Politik der Regierung von José Maria Aznar.

Was am letzten Freitag wirklich in Moncloa geschah? Die Regierung hat einen Gesetzentwurf verabschiedet, der den Fußball zur „Veranstaltung des öffentlichen Interesses“ erklärt. Fortan sollen alle Spiele „von Interesse im gesamten Staatsgebiet und die der Nationalmannschaft“ nur noch „live, unverschlüsselt und für das gesamte Staatsgebiet ausgestrahlt werden“. Das gleiche gilt für andere hochrangige Sportveranstaltungen. Um zu bestimmen, was unter das neue Gesetz fällt, soll eigens „ein unabhängiges Gremium“ ins Leben gerufen werden.

Der Betroffene der Regierungsinitiative: Medienmagnat Jesús de Polanco, zu dessen Konzern „Prisa“ neben der auflagenstärksten Tageszeitung Spaniens, El Pais, Canal + und dem Privatradio SER seit neuestem auch das erste spanische Digitalfernsehen gehört. Genau dafür sicherte er sich in langwierigen Verhandlungen einen Großteil der Übertragungsrechte der spanischen Liga für die nächsten Jahre.

Regierungschef Aznar, der seine Politik zugunsten der offenen Ausstrahlung als Verbraucherschutz verkauft, sieht das gar nicht gerne, denn die Regierung will mit dem Staatsfernsehen RTVE ins neue Mediengeschäft einsteigen. Ein Vertrag mit der mexikanischen Televisa steht schon, Sendebeginn soll in zwei bis drei Monaten sein. Eine Behinderung des Konkurrenten, der bereits seit Monatsbeginn sendet, kommt da gelegen, und ohne Sport könnten bei RTVE selbst im offenen Betrieb künftig die Werbekunden ausbleiben.

Der Sprecher der sozialistischen Opposition, Joaquin Almunia, fragt sich allerdings, wie RTVE, das mit 3,2 Milliarden Mark in der Kreide steht, den Vereinen die sündhaft teuren Übertragungsrechte bezahlen soll. Und er hat auch eine Antwort: „Ich fürchte, daß als Folge des Hin und Her der Regierung mit Freunden und Feinden auf dem Mediensektor die Steuerzahler für die teuren Spielerverträge der Ronaldos, Renaldos und Riveldos aufkommen müssen.“ Reiner Wandler

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