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Unterm Strich

Eine anstrengende Vortragsserie hat Günter Grass hinter sich. Zunächst nahm er in Göttingen den deutsch-polnischen, nach dem polnischen Sprachwissenschaftler benannten Bogumil-Linde-Literaturpreis entgegen, dessen zweite Hälfte an die polnische Lyrikerin und Nobelpreisträgerin Wistawa Szymborska ging. Der Preis ist ein Gemeinschaftspreis der Partnerstädte Torun und Göttingen. Im Göttinger Steidl Verlag soll demnächst auch ein neues Grass- Werk mit dem Titel Fundsachen für Nichtleser herauskommen. In Dresden führte Grass jüngst auch Beklagenswertes über den Zerfall der Bundesrepublik aus. „Die Republik beginnt uns zu entschwinden, und allem Anschein nach wird dieser Verlust nicht mehr bemerkt“, sagte Grass vor 1.000 Zuhörern, die Grass in der Vortragsreihe Zur Sache: Deutschland vernahmen, in der zuvor bereits Günter de Bruyn und die tschechische Schriftstellerin Libuse Monikova gesprochen hatten.

Grass äußerte Befürchtungen, wonach das Desaster wachsen und das soziale Unrecht das Land abermals teilen werde. Es bedürfe mehr Bürgersinns, meinte der Schriftsteller weiter. Dabei gehe es nicht um Revolution, sondern um die Nutzung des Grundgesetzes als Waffe, „um den alles nivellierenden Begriff Standort zu löschen und eine Bundesrepublik zu schaffen, die sich sozial begreift und das Eigentum dem Wohle der Allgemeinheit beugt“.

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