Klemann sägt Bauplanerin ab

■ Bausenator will die Abteilung "Städtebau und Architektur" auflösen und deren SPD-nahe Leiterin Ulla Luther loswerden. Klemann: "Verwaltungsreform"

Bausenator Jürgen Klemann (CDU) räumt wieder im eigenen Haus auf. Nach dem Rauswurf der beiden SPD-nahen Referatsleiter Kapp (Bahnbau) und Misch (Verkehrswegebau), die 1996 in den vorzeitigen Ruhestand entlassen wurden, will der Senator nun eine ganze Abteilung kippen. Aufgelöst werden soll die wichtige Abteilung III, „Städtebau und Architektur“, die so zentrale Aufgaben wie die Hauptstadtplanung im Spreebogen, die Investorenprojekte am Potsdamer Platz und Alexanderplatz sowie den Lehrter Bahnhof oder Adlershof bearbeitet. Betroffen von der geplanten Auflösung wären nicht nur 67 Mitarbeiter, insbesondere würde deren qualifizierte Leiterin Ulla Luther entmachtet, die Exsenatsbaudirektor Hans Stimmann (SPD) in die Stadt geholt hatte.

Petra Reetz, Sprecherin des Bausenators, bestätigte „die Überlegungen, die Abteilung III aufzulösen und sie mit anderen Bereichen zusammenzulegen“. Den Hintergrund der Klemann-Aktion bilde aber keineswegs die Entmachtung einer Abteilungsleiterin aus SPD-Tagen, sondern die „Umsetzung der Verwaltungsreform“. Reetz: „Der Senatsbeschluß sieht vor, daß Abteilungen mit weniger als sechs Referaten zusammengelegt werden sollen. Städtebau und Architektur hat vier Referate.“

Luther sei über die Pläne Klemanns informiert worden, so die Sprecherin. Die endgültige Entscheidung zur Auflösung der Abteilung soll noch in dieser Woche fallen. Ein Konzept, welches Referat welcher Abteilung zugeordnet würde, liege noch nicht auf dem Tisch, sagte Reetz. Möglich sei aber eine teilweise Ankoppelung an die Abteilung Wohnungsbau.

In der Abteilung III sieht man das ganz anders. Während Luther sich nicht zu der vorgesehehen Abwicklung äußern wollte und nur auf die hohe Bedeutung der Arbeit von „Städtebau und Architektur“ für die bauliche Entwicklung der Stadt hinwies, wurden die Mitarbeiter deutlicher. Der Versuch, die Auflösung auf die „Schiene Verwaltungsreform“ zu schieben, sei nur ein Vorwand, sagte eine Architektin. Vielmehr gehe es der CDU- Spitze in der Bauverwaltung – Klemann und Staatssekretär Ulrich Arndt – um „das Absägen der SPD-nahen Baubeamten“.

In der Vergangenheit sei deutlich geworden, daß Klemann an einer Zusammenarbeit mit der Abteilung III wenig interessiert war. „Es wurde herumgemäkelt, und wir wurden niedergemacht.“ Die Architektin: „So geht die Planungskultur den Bach runter, und eine gute Leiterin soll in die Wüste geschickt werden.“ Als nächstes sei wahrscheinlich der SPD-Wohnungsexperte Günter Fuderholz dran. Rolf Lautenschläger