: Video-Geschichten für 1001 Nacht
■ Auf dem Schloßplatz soll eine riesige Multimediawand mit Ausstellungshalle und Würstchenbuden die Baustelle am Palast der Republik verdecken. Stadtentwicklungssenator Strieder legt heute Konzept vor
Mit einem „einzigartigen Projekt“ will Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) den Schloßplatz zu einem internationalen Anziehungspunkt „in der Mitte der deutschen Hauptstadt“ machen. Auf dem Platz soll für eine Zwischennutzung bis etwa zum Jahr 2000 „für 1.000 Tage und Nächte“ eine riesige Multimedia- Leinwand errichtet werden, auf der Filme oder Sportereignisse übertragen werden oder sich die globale Internet-Szene öffentlich austauschen kann. Diese Leinwand soll Teil einer großen Absperrung sein, die die Baustelle zur Asbestsanierung des Palastes der Republik verbirgt. Die Details des Planes stellt Strieder heute bei der Sitzung des gemeinsamen Ausschusses Bund und Berlin zur Zukunft von Palast und Schloßplatz vor. Wenn der Ausschuß grünes Licht gibt, könnten bereits im Sommer die ersten Bilder über die Monitore laufen.
Strieders Konzept sieht eine „hochwertige technologische Nutzung“ des bisher hauptsächlich brachliegenden Geländes vor. Die Konstruktion aus stoffbespannten Stahlrohren soll Grundriß und Umriß des ehemaligen Stadtschlosses folgen, bestätigte Philipp Mühlberg, Referent des Senators. Die Baustelle im südlichen Bereich des Schloßplatzes soll durch die Konstruktion eingezäunt werden. Parallel zur nördlichen Seite der Abdeckung, etwa 40 Meter von der Karl-Liebknecht-Straße entfernt, soll die Multimediawand mit Blick auf den Lustgarten errichtet werden. Von dort aus können die erlebnishungrigen Massen über neugestaltete Buchsbaumhecken das Flimmern verfolgen.
Die beiden parallelen Wände der Konstruktion mit einem Zwischenraum von 20 Metern sollen zur Spree und zum Palast hin offen bleiben und bei Bedarf mit einem Dach versehen werden. Am Boden dieser Halle sollen die Fundamente des Stadtschlosses unter Glas für BesucherInnen sichtbar sein. Außerdem ist an Theatervorführungen oder Ausstellungen gedacht. Am Spreeufer möchte der Stadtentwicklungssenator Gastronomieeinrichtungen und Souvenirshops ansiedeln.
Die dort verkauften Würstchen, Biere, T-Shirts und Andenken sollen den Betrieb des Multimediaspektakels finanzieren, so das Kalkül der Verwaltung. Allein der Aufbau der 4,80 Meter dicken Stahlgerüste und der Multimediawand werde 25 Millionen Mark kosten. Nachdem die Messe Berlin GmbH, Sony und Siemens den Betrieb des Spektakels abgelehnt haben, gebe es ernsthafte Verhandlungen mit anderen Interessenten, heißt es aus der Verwaltung. Auf jeden Fall müsse sich das Ereignis finanziell ohne Hilfen von Bund oder Land tragen.
Was auf der 90 mal 20 Meter großen Leinwand, die in drei einzelne Bildschirme unterteilt werden kann, letztlich zu sehen ist, steht noch in den Sternen. Sportübertragungen könnten dies ebenso sein wie Opernaufführungen oder Spielfilme, heißt es in dem Konzept. Doch auch die Einrichtung einer eigenen Internet- Adresse Schloßplatz als „Auge zur Welt“ und die öffentliche Diskussion bestimmter Themen via Internet sei denkbar, ebenso eine Begleitung der Expo 2000 als „Zeichen für den Technologiestandort Deutschland“. In der Verwaltung hofft man auf den „Christo-Effekt“: Die Videoleinwand werde ein Ereignis, „bei dem man einfach dabeisein muß“. Bernhard Pötter
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