: Engagierte Lückenbüßer
■ In Harburg wurde ein Netzwerk für arbeitslose Jugendliche gegründet
Um den Ausgrenzungsprozeß gegen jugendliche Arbeitslose zu stoppen, haben zehn Beschäftigungsträger und Institutionen jetzt das „Netzwerk Harburg“ gegründet. Die Mitglieder betreuen in ihren Einrichtungen rund 1200 Jugendliche und Erwachsene in Anlern- oder Ausbildungsverhältnissen, die aus gesundheitlichen oder sozialen Gründen auf dem Arbeitsmarkt nicht Fuß fassen konnten. „Es kann nicht sein, daß das Drama der Perspektivlosigkeit schon im Alter von 15 Jahren beginnt, wenn die Jugendlichen von vornherein aus dem Erwerbsleben ausgeschlossen werden“, betonte gestern Gründungsmitglied Bodo Schümann von den „Elbe-Werkstätten“.
Das „Netzwerk Harburg“ möchte im Bezirk das Bewußtsein dafür schaffen, daß Jugendliche einen Arbeitsplatz brauchen und verstärkt Partner in der Wirtschaft werden. Harburger Betriebe sollen bei der Einstellung von Langzeitarbeitslosen über staatliche Unterstützungsmaßnahmen beraten werden. Außerdem plant das Netzwerk, Anregungen für Betriebsgründungen zu sammeln – beispielsweise beim Autorecycling.
„Wir können die Arbeitslosigkeit nicht beseitigen“, da macht sich auch Netzwerk-Mitglied Gisela Beck von der Beschäftigungsgesellschaft „Gate“ keine Illusionen. „Wir sind nur die Lückenbüßer, die unsere Jugendlichen dafür qualifizieren wollen, noch eine Nische in der Arbeitswelt zu ergattern.“ Netzwerk wolle dem Klischee entgegentreten, daß Heranwachsende faul und schlampig seien. Dabei wird auch die Mitgliedschaft des Bezirks „wegweisend“ sein, dessen Beschäftigungsbeauftragter Karl-Heinz Schultz sich Netzwerk engagiert.
Die bisher zehn Netzwerker bieten insgesamt 1000 Jugendlichen ohne Hauptschulabschluß, Obdachlosen, Behinderten oder SozialhilfeempfängerInnen einen befristeten Arbeitsplatz. 12.000 Menschen im Bezirk haben keinen Job und 21.000 Harburger leben von der Sozialhilfe.
Die Arbeit der Beschäftigungsträger wird in diesem Jahr durch die Änderungen im Arbeitsförde-rungsgesetz durch herbe Einschnitte gekennzeichnet sein. Aufgrund der weggefallenen Finanzierung durch die Bundesanstalt für Arbeit muß bei „Jugend in Arbeit e.V.“ Ende Februar das erste Projekt dicht gemacht werden. Der Bezirk rechnet damit, daß von jetzt 470 ABM-Stellen am Jahresende nur noch hundert finanzierbar sein werden. Parallel dazu beobachten die Netzwerker, daß immer weniger Betriebe überhaupt ausbilden wollen. „Am schwersten haben es die ausländischen Mädchen“, so Gisela Beck. Lisa Schönemann
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