: Major prophezeit Wahlsieg von Labour
■ Niederlage bei der Nachwahl in Wirral bedrückt den britischen Premier
London (AP/rtr) – Die konservative britische Regierung von Premierminister John Major hat seit gestern keine Mehrheit im Parlament mehr. Die Tories verloren eine Nachwahl in ihrer bisherigen Hochburg Wirral South bei Liverpool gegen den Kandidaten der oppositionellen Labour-Partei. Ein Sturz der Regierung noch vor der für Mai erwarteten Unterhauswahl gilt aber als unwahrscheinlich. Major kann sich bei Abstimmungen vermutlich wie schon bisher auf die Stimmen der nordirischen Unionisten verlassen.
Mit 53 Prozent setzte sich der Labour-Politiker Ben Chapman gegen seinen konservativen Konkurrenten Les Byrom durch. Er siegte mit 7.888 Stimmen Vorsprung. Vor fünf Jahren hatte der Tory-Politiker noch mit über 8.000 Stimmen Mehrheit den Erfolg für sich verbuchen können. Der Bewerber der liberaldemokratischen Partei kam bei der Abstimmung am Donnerstag auf zehn Prozent. Die Tories verfügen jetzt nur noch über 324 Mandate im Unterhaus gegenüber 325 Sitzen anderer Parteien, einschließlich der 274 Sitze von Labour und 26 der Liberaldemokraten.
„Die Leute in Wirral South haben für ganz Britannien gesprochen. Sie sagen, genug ist genug. Die Tories waren zu lange an der Macht und haben unser Vertrauen verloren.“ Gesundheitsminister Stephen Dorrell dagegen interpretierte das Wahlergebnis als einen Denkzettel der Wähler: „Sie haben gesagt, ihr seid unpopulär. Wir wollen euch bestrafen ... Aber wir werden euch unterstützen, wenn die Parlamentswahl kommt.“
Sein Chef John Major ist sich da nicht so sicher. Wenn sich die Meinung im Land nicht noch ändere, werde Großbritannien demnächst eine Labour-Regierung haben, sagte Major in einem Interview des Fernsehsenders ITN. Jüngsten Umfragen zufolge liegen die Tories 21 Prozent hinter Labour.
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