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Papua mietet Söldnertruppe

■ Die südafrikanische Firma Executive Outcomes soll Rebellen auf der Pazifikinsel Bougainville bekämpfen

Canberra (taz) – Der Krieg auf der Pazifikinsel Bougainville geht in eine neue Phase. In der vergangenen Woche wurde bekannt, daß die Regierung von Papua- Neuguinea britische und südafrikanische Söldner für den Kampf in der abtrünnigen Provinz angeheuert hat. Die Regierung in Port Moresby hat die Berichte inzwischen bestätigt, allerdings ist offiziell nur von militärischen Ausbildern die Rede.

Seit dem Wochenende sollen sich jedoch mindestens 40 Söldner auf der von der sogenannten „Bougainville Revolutionary Army“ kontrollierten Insel befinden. Eine Sprecherin der Unabhängigkeitsbewegung für Bougainville in Australien sprach gegenüber der taz von insgesamt 170 Elitesoldaten, die an sechs verschiedenen Orten der Insel gesichtet worden seien.

Bei der mit der Offensive beauftragten Firma handelt es sich Berichten zufolge um die in London ansässige Sandline International, die wiederum die Firma Executive Outcomes mit der Mission beauftragt haben soll. Die Truppe, die von einem ehemaligen Offizier der britischen Eliteeinheit SAS gegründet wurde, soll sich vor allem aus ehemaligen Kämpfern des südafrikanische Apartheidregimes zusammensetzen. Die Legionäre sind schon häufig als Privatarmee für Öl- und Bergbaufirmen in Erscheinung getreten. Nach Einsätzen in Angola, Sierra Leone und Zaire ist dies nun der erste Einsatz außerhalb Afrikas.

Für den Auftrag in Bougainville sollen die Firmen umgerechnet etwa 36 Million Mark erhalten. Spekuliert wird zudem über eine indirekte Entlohnung: Sandline und Executive Outcomes könnten möglicherweise mit Anteilen an der Panguna-Kupfermine inmitten von Bougainville bezahlt werden. Dies würde auch das plötzliche Interesse der Regierung von Premierminister Julius Chan erklären, zusätzliche Aktien der seit acht Jahren stillgelegten Mine zunächst für seine Regierung zu erwerben. Bislang wird das Unternehmen von dem australischen Konzern RTZ-CRA kontrolliert.

Die Kupfermine ging Ende der sechziger Jahre in Betrieb. Noch unter australischer Kolonialverwaltung wurde die Enteignung der örtlichen Bauern mit Gewalt durchgesetzt. Die durch die Mine verursachten Umweltschäden entzogen der lokalen Bevölkerung die Lebensgrundlagen. 1988 entwickelte sich der Protest gegen die Mine dann zum offenen Krieg gegen die Zentralregierung in Port Moresby, der bislang über 10.000 Menschenleben gekostet haben soll.

Das Militär Papua-Neuguineas hat seitdem die Kontrolle über das Gebiet verloren. Der Minenbetrieb wurde eingestellt. Mehrere militärische Offensiven mit dem Ziel, die Kontrolle über die Insel und die Kupfermine wiederherzustellen, sind gescheitert.

Das Anheuern der Söldner wurde allein deshalb bekannt, weil es zu offenen Differenzen zwischen den Regierungen Papua-Neuguineas und Australiens kam. Die ehemalige Kolonie Australiens erhält jährlich umgerechnet etwa 380 Millionen Mark in Hilfszahlungen aus Canberra. Zusätzlich zahlt Australien über 15 Millionen Mark Militärhilfe, stellt 55 militärische „Berater“ zur Verfügung und seit 1989 auch vier Hubschrauber. Die australische Regierung hat jedoch Berichte zurückgewiesen, nachdem die Berater und Hubschrauber auch auf Bougainville eingesetzt würden.

Nachdem australische Geheimdienste auf die Anwerbung der südafrikanischen Söldner aufmerksam geworden waren, versuchte Australiens Außenminister Alexander Downer zunächst, Papua-Neuguineas Premierminister Chan von deren Einsatz abzubringen. Nachdem dies scheiterte, wurde die Information offensichtlich absichtlich an die australische Presse lanciert, um auf diese Weise internationalen Druck auf Port Moresby auszuüben. Eric Chauvistré

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