: Umwandlung vom Tisch
■ In Barmbek-Süd macht die Stadt von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch
Der drohenden Wohnungsumwandlung in der Mozartstraße 35 in Barmbek-Uhlenhorst ist ein Riegel vorgeschoben. Das Bezirksamt Nord hat von seinem Vorkaufsrecht Gebrauch gemacht und das Haus mit den 21 Mietwohnungen „zu einem marktüblichen Preis“erworben.
Ende 1996 hatte eine Hamburger Immobilienfirma das Gebäude gekauft und angekündigt, die ehemaligen Sozialwohnungen umzuwandeln und als Eigentumswohnungen weiterzuveräußern. Weil in dem Haus auch bosnische Kriegsflüchtlinge leben, war darauf spekuliert worden, daß einige Wohnungen bald frei würden und sich zu einem besseren Preis verkaufen ließen.
Die Hauseigentümer hatten nicht mit der Stadt gerechnet: Die hat, um die gewachsene Bewohnerstruktur vor Verdrängung durch Besserverdienende und Grundstücksspekulation zu schützen, für Barmbek-Süd/Uhlenhorst im Juli 1995 eine soziale Erhaltungsverordnung erlassen. Die räumt ihr Vorkaufsrecht ein; Hausbesitzer müssen sich ihre Luxusmodernisierungen genehmigen lassen.
Dabei biß jüngst Arne M., Eigentümer der Häuser Döscherstraße 1-5, auf bezirklichen Granit. Marmorböden und Parkett hatte er im Januar den 25 Mietparteien angedroht. Anschließend sollten die 1969 gebauten Wohnungen umgewandelt und verkauft werden. „Diese Modernisierung lassen wir nicht zu“, empört sich Dieter Söngen von der Sanierungsabteilung in Barmbek-Süd. Die Wohnungen seien gut in Schuß. Seit dem Eigentümerwechsel zur Jahreswende waren die MieterInnen zudem mit nächtlichen Drohanrufen und anonym zugesandten Miniatur-Skeletten terrorisiert worden (taz berichtete). Inzwischen ist der Fall bei der Staatsanwaltschaft gelandet.
Von einem Kauf des Hauses sieht die Stadt jedoch ab. Der geforderte Preis sei überhöht gewesen; man lasse sich nicht provozieren. „Geld genug hätten wir gehabt“, versichert Söngen. Der Fonds für das Vorkaufsrecht war im Oktober 1996 um vier auf 13 Millionen Mark aufgestockt worden. Die Preise für städtische Hausaufkäufe, so Söngen, würden nicht mehr verraten, „damit die Immobilienhändler sich nicht an einer Hand abzählen können, wann wir nicht mehr flüssig sind“. Heike Haarhoff
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen