■ Nachschlag
: Das Maxim Gorki Theater hat eine neue Spielstätte: die Kulturbrauerei

Für ein Vierteljahr macht das große Haus des Maxim Gorki Theaters wegen Sanierungs- und Umbauarbeiten ab Pfingstmontag dicht. Doch von der Zuschauerschaft profitiert davon nur die weibliche Hälfte, nämlich in Form einer weiteren Damentoilette. Ansonsten aber wird bloß hinter den Kulissen gebaut, in den Sanitäranlagen und im Garderobentrakt. Damit aber trotz Umbau weiterhin auf zwei Spielflächen Theater gemacht werden kann, wird am 23. Mai mit der deutschen Erstaufführung von Phyllis Nagys „Spurlos“ eine neue Theaterstätte in der Stadt eröffnet – die Pichhalle auf dem Gelände der Kulturbrauerei. En suite sollen dort bis zur Sommerpause in der auf 99 Sitzplätze begrenzten Halle der Thriller um eine verquere Liebesgeschichte und eine spurlos verschwundene Frau gespielt werden. Regie führt Andreas von Studnitz. Die junge britische Autorin Phyllis Nagy zählt seit einigen Jahren zu den innovativsten und erfolgreichsten Dramtikerinnen Großbritanniens, die nun auch verstärkt in Deutschland entdeckt wird.

Den Luxus eines Hallenprojekts, so Chefdramaturg Oliver Reese, könne man sich allerdings nur in solchen Ausnahmesituationen wie diesem kurzfristig anberaumten Umbau leisten. Als künftig regelmäßig genutzte dritte Spielstätte steht die Pichhalle derzeit noch nicht zur Diskussion. Vielmehr ist man froh, diese Ausweichstätte in Zusammenarbeit mit der Treuhand überhaupt bekommen zu haben. Aber auch sonst zeigt sich Bernd Wilms in guter Intendantenlaune, auch wenn das Renovierungsgeld für die dringend erforderliche Klimaanlage im Zuschauersaal nicht gereicht hat. Regisseur Uwe Eric Laufenberg (zuletzt Kushners „Slawen!“ am Gorki und Camus' „Caligula“ am Deutschen Theater) konnte er für zunächst drei Jahre als neuen Oberspielleiter ans Haus binden, und in Sachen Platzausnutzung macht sich der Führungswechsel im Gorki Theater positiv bemerkbar. Von 55,5 Prozent Auslastung 1995 stieg der Publikumszuspruch auf 74,8 Prozent im Januar diesen Jahres – nicht zuletzt dank „Kabale und Liebe“, „Don Juan“ und Harald Juhnke als „Hauptmann von Köpenick“. Axel Schock