: Ferkeltourismus kostet Millionen Gulden
■ Deutsche Schweinepestviren bei der Einreise in die Niederlande ertappt
Berlin (taz) – Die in Holland aufgetretenen Schweinepesterreger wurden von Deutschland in die Niederlande eingeschleppt. Davon ist zumindest das niederländische Landwirtschaftsministerium überzeugt. Die Viren, die nachweislich mit den in Deutschland mehrere Wochen zuvor aufgetauchten identisch sind, seien als ungewollte Beifracht von Viehtransportern eingereist. „Nur ein Transporter kann die Erreger nach Holland geschleppt haben“, sagt Ton van der Molen vom niederländischen Landwirtschaftsministerium. Der Wagen sei vermutlich vor Verlassen Deutschlands nicht ordnungsgemäß desinfiziert worden. Aufgrund des Kälteeinbruchs Anfang Januar waren die meisten Desinfektionsanlagen zugefroren, so daß die Viehtransporter schlechter als üblich desinfiziert wurden.
Am 4. Februar waren in Holland die ersten Fälle von Schweinepest in Nimwegen aufgetreten. Die niederländische Regierung ließ daraufhin 30.000 Schweine mit akutem Infektionsverdacht notschlachten. Weitere 30.000 Tiere wurden vorsorglich getötet. Die Kosten dafür belaufen sich laut Landwirtschaftsministerium in Den Haag auf 60 Millionen Gulden (rund 53,5 Millionen Mark). Die betroffenen Bauern haben bereits finanzielle Entschädigungen in Höhe von 75 Prozent des Marktwerts der geschlachteten Tiere erhalten. Falls es gelingt, einem Transportunternehmen die Mißachtung der Hygienevorschriften nachzuweisen, muß es mit Bußgeldzahlungen rechnen. Zusätzlich sind saftige Schadenersatzforderungen der niederländischen Bauern zu erwarten.
In Deutschland war der erste Fall von Schweinepest am 6. Januar im Landkreis Paderborn aufgetreten. Daraufhin wurden in Deutschland 48.000 Tiere notgeschlachtet. Um besser auf die alle Jahre wieder auftauchende Pest reagieren zu können, hat die nordrhein-westfälische Landwirtschaftsministerin Bärbel Höhn gestern eine Krisensitzung einberufen. Mit LandwirtInnen und VertreterInnen ihrer Verbände will Höhn Strategien gegen die Pest erarbeiten. Denn allein seit dem 1. Januar kamen über 100.000 Ferkel aus Holland nach Deutschland. Von einem „Pingpong-Effekt“ spricht daher ein Seuchenbekämpfer im Höhn-Ministerium. Die importierten Ferkel könnten die Verbreitung der Seuche in Deutschland beschleunigt haben. Oliver Schilling
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