piwik no script img

Wider die Bauordnung

■ Edle Wohnbebauung auf ehemaligem HSV-Sportplatz am Rothenbaum

„Ein Quartier ist mehr als die Summe seiner Häuser“, dozierte Architekt Jacques Blumer gestern in breitem Schweizerisch vor der Presse. Diesen Grundsatz der Stadtplanung, lobhudelte Hamburgs Oberbaudirektor Egbert Kossak (SPD), hätten Blumer und das Berner Architektenbüro Atelier 5 bei der Wohnbebauung am Rothenbaum mit „intelligenter Phantasie“und „wider alle Vorschriften der Bauordnung“umgesetzt.

Noch ist von den künftig insgesamt 275 Wohnungen und zehn Ateliers auf dem ehemaligen HSV-Sportplatz zwischen Rothenbaumchaussee und Turmweg nur ein lehmiger Bauplatz zu sehen. Spätestens im Mai, versprach Blumer, werde der Grundstein gelegt. Bezugsfertig würden die je zur Hälfte Miet- und Eigentumswohnungen im Spätherbst 1998. Gestern mußte daher das Modell herhalten, die Bauweise zu erläutern. Es handelt sich um vier- bis fünfgeschossige, weiße Terrassen-Höfe mit vielen Balkons, Loggien und Erkern, die es Ende des 19. Jahrhunderts in Harvestehude gab und auf deren Vorteile man sich jetzt zurückbesinnt.

Straßenseitig schließt der Gebäuderiegel mit dem Turmweg ab; im hinteren Teil des Grundstücks aber verbergen sich schmale, oft nur fünf Meter breite, autofreie und grüne Gassen (Kossak: „Eigentlich gar nicht genehmigungsfähig!“), denen wiederum viergeschossige Häuserreihen gegenüberstehen. Ziel ist eine hohe innerstädtische Dichte und zugleich eine Mischung aus „öffentlichem (Plätze) und privatem (Wohnungen) Raum“.

Entsprechend ist der Preis: Der Quadratmeter soll zwischen 5300 und 9000 Mark kosten; 38 der 130 Eigentumswohnungen sind für Kunden der Deutschen Bank reserviert, deren Tochter „Deutsche Immobilien Anlagegesellschaft“zusammen mit dem Projektentwickler Hanseatica das 250-Millionen-Mark-Projekt finanziert.

Die 60 Mietwohnungen am Turmweg dagegen sind öffentlich gefördert. Das gilt auch für den der Rothenbaumchaussee zugewandten Komplex mit 100 Wohnungen – Architekt: Sir Norman Foster. hh

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen