: Katzen wollen ins eigene Heim
Cats-Betreiber Stella will das Operettenhaus kaufen, um nicht aus Hamburg abwandern zu müssen. Die Stadt ziert sich noch ■ Von Heike Haarhoff
Nach der Schließung des Hafenkrankenhauses und dem verkündeten Aus für die Bavaria-St. Pauli Brauerei scheint auf dem Kiez alles einforderbar, solange bloß keine weiteren Jobs gefährdet werden. Unter der zarten Androhung, notfalls „leider den Standort Hamburg verlassen zu müssen“, sprachen die Betreiber des Musicals Cats gestern ihre Gelüste auf das städtische Operettenhaus offen aus: Die Stella Musical Management GmbH will das Theater an der Reeperbahn samt Grundstück von der Stadt kaufen, und das möglichst zum Nulltarif.
Der Kassenschlager Cats, so Stella-Geschäftsführer Andreas Büchel zuversichtlich, habe sich zwar noch lange nicht ausgejammert. „Das Musical wird im April elf Jahre alt und wird angesichts einer Auslastung von 90 Prozent auch noch seinen 15. Geburtstag in Hamburg erleben.“Doch müsse die Stadt etwas zur mittelfristigen Standortrettung tun.
Denn für die Ansiedlung eines neuen Musicals in Post-Cats-Zeiten sei das Operettenhaus „in seinem heutigen Zustand betriebswirtschaftlich völlig ungeeignet“. 1100 Zuschauer passen in das Theater; „viel zu wenige“, sagt Büchel, als daß sich „eine künftige Großproduktion tragen würde“. Seit dem Beginn des Katzen-Spektakels vor elf Jahren hätten sich die Musical-Produktionskosten „wegen der hohen Löhne in Deutschland“verdoppelt. Das Operettenhaus müsse daher auf mindestens 1550 Plätze erweitert werden, um rentabel zu bleiben.
Investition und Risiko für Um- und Ausbau „des maroden Gebäudes“will Büchel aber nur als dessen Eigentümer tragen. „Es hat Gespräche mit der Finanzbehörde gegeben“, bestätigt der Stella-Chef, die aber, so der bezirkliche Baudezernent Peter Gero, bisher „zu keiner preislichen Einigung führten“. Der Wert des Operettenhauses wird auf drei bis fünf Millionen Mark geschätzt, steht und fällt allerdings mit seiner Nutzung. Und genau darauf spekuliert Büchel: „Ohne uns steht das Ding leer. Für Theater a la Schmidts ist es zu groß, für Musicals zu klein.“Ein weiteres Singspiel an der Elbe neben Buddy Holly, Cats und Phantom der Oper hält er ohnehin für unrealistisch.
Rund 700 Hamburger Beschäftigte aus dem Nicht-Bühnenbereich (Kasse, Verwaltung, Orchester, Maske usw.) stehen bei Stella (Cats, Phantom der Oper) in Lohn und Brot. Zudem, so Heinz Giszas, Staatsrat der Wirtschaftsbehörde, hätten die Musicals für die Tourismusbranche einen „hohen Stellenwert“, den es zu erhalten gelte. Und auch „das übrige Hamburger Kulturangebot profitiert von ihnen“, weiß die Kulturbehörde. „Catsbesucher schauen auch mal in unsere Museen oder das Staatstheater rein.“
„Ohne Cats – das wäre tödlich für die Reeperbahn“, faßt Baudezernent Gero die einhellige Meinung zusammen und drängt daher auf eine „einvernehmliche Verkaufslösung“. Gero wäre überdies bereit, Sonderkonzessionen für den Ausbau zu genehmigen: Das Operettenhaus ließe sich – zwecks Raumgewinnung – mit einer überdachten, gläsernen Brücke über die Spielbudenstraße mit der leerstehenden ehemaligen Spielhalle auf dem Spielbudenplatz verbinden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen