: Dumme „Alt-Männer- Stereotype“
■ betr.: „Ich stelle mich quer“ (Mari anne Rosenberg), taz vom 28.2. 97
Wer immer sich querstellt, sollte darauf achten, daß er es nicht nur für sich allein tut, sondern daß er sich mit anderen beim Querstellen zusammenschließt, damit das überhaupt annähernd eine Wirkung hat. Und die Augen aufhalten, was eminent wichtig ist. Dann kann es nämlich nicht passieren, in deutsch-feministischer oder deutsch-jugendhafter Weise vom „Wahnsinn der alten Männer“ zu sprechen, wo jeder sieht, daß der „alte Mann“ auf der Regierungsseite, der sich für Atom stark macht, in Wirklichkeit eine Frau Merkel ist und auch gar nicht mal so alt.
Und es gibt haufenweise nette, junge Managertypen, vereinzelt auch weibliche darunter (und das wird sich aufbessern), die für die Atomindustrie tätig sind. Und die bösen „alten Männer“, die meist noch mit den Adjektiven „häßlich“ und/oder „dick“ belegt werden, waren früher auch mal jung, wie ich zum Beispiel. Aber ich habe keine Atomkraftwerke gebaut und sie auch nicht verwaltet oder politisch durchgesetzt. Außer der Periode, wo wir fast alle sangen „Ami, Ami, Ami, go home, spalt für den Frieden dein Atom“, was wir schnell als Irrtum erkannten, habe ich mich im Kreise anderer, jetzt auch alter Männer und Frauen gegen die Atomindustrie engagiert.
Deshalb kann ich über das „Alte Männer“-Stereotyp (und auch ähnliche) gar nicht mehr lachen, weil sie ganz furchtbar dumm sind, auch wenn sie in der taz verbreitet werden. Ich erwarte von einer Redaktion, die noch alle Sinne beisammen hat, daß sie solchen Scheiß nicht druckt, sondern mit der Marianne Rosenberg redet, daß so etwas nicht geht, weil Macht und Herrschaft sich nicht an Alter, Geschlecht und Schönheit festmachen, sondern an ganz was anderem. Was das ist, verrate ich aber nicht. Das soll ruhig mal der alte Semler den jungen Damen verklickern. Klaus W. Kowol, Gummersbach
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen