■ Am Rande: Murdoch steigt bei Kirchs DF1 aus
München (dpa/taz) – Beim Aufbau seines glücklosen Digital-TVs DF1 ist Leo Kirch ein finanzstarker Partner von der Stange gegangen: Die britische BSkyB-Gruppe des Medienunternehmers Rupert Murdoch steigt nicht wie angekündigt in das digitale Fernsehen DF1 der Münchner Kirch-Gruppe ein. BSkyB und Kirch teilten gestern mit, daß die im Juli 1996 geschlossene Vereinbarung über die Beteiligung von 49 Prozent der britischen Gruppe an der digitalen Plattform DF1 „einvernehmlich gelöst“ wurde. Die Unternehmensgruppen hätten sich auf „einige grundsätzliche Punkte nicht einigen“ können.
Die British Sky Broadcasting plc (BSkyB/London) ist nach eigenen Angaben mit allein über fünf Millionen Abonnenten in Großbritannien der größte Pay-TV-Anbieter Europas. Großaktionär ist der aus Australien stammende Wahlamerikaner Rupert Murdoch. BSkyB/Murdoch hatten zunächst versucht, über eine Allianz mit Bertelsmann auf dem Zukunftsmarkt digitales Fernsehen in Deutschland Fuß zu fassen. Nach dem Scheitern der Allianz Murdoch/BSkyB/Bertelsmann unternahm der Medienunternehmer einen neuen Anlauf und verbündete sich mit Kirch, der Mitte 1996 mit DF1 den ersten Anbieter von digitalen Pay-TV-Programmen in Deutschland startete.
DF1 bietet inzwischen gut 25 TV-Programme an und hat knapp 30.000 Abonnenten. Das Ziel von 200.000 Abonnenten Ende 1996 wurde damit weit verfehlt. Dies führt DF1 vor allem auf die mangelnde Kabeleinspeisung der Programme zurück. Zudem ist DF1 in juristische Auseinandersetzungen mit dem Pay-TV-Sender Premiere verwickelt, der gut 1,4 Millionen Abonnenten hat. Das ungeklärte Verhältnis Premiere/DF1 und das Problem der Kabeleinspeisung der DF1-Programme könnte ein Grund für die Trennung von Murdoch und Kirch bei DF1 sein. Daneben gibt es auch Hinweise, daß letztlich Fragen der Kontrolle und Führung von DF1 den Ausschlag zur Trennung gaben. Trotz der gewaltigen Investitionen ist die Kirch-Gruppe vom langfristigen Erfolg überzeugt, betonte erst jüngst Geschäftsführer Zmeck.
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