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■ Arbeiterinnenärger in IrlandBig Brother in der Textilfabrik

Dublin (taz) – Als die Kantinenuhr unvermittelt von der Wand fiel, wußten die Arbeiterinnen der Tytex-Fabrik im südirischen Youghal in der Grafschaft Cork, was die Stunde geschlagen hatte: Hinter der Uhr hingen seltsame Drähte aus der Wand. Als sie die Kabel genauer betrachteten, stießen sie auf eine Mini-Kamera in Briefmarkengröße.

Der Manager der dänischen Textilfabrik bestritt zunächst die Existenz der Spitzelkamera. Als sich die Gewerkschaft einschaltete, mußte er jedoch zugeben, daß die Firma 1995 insgesamt acht der winzigen Wunderwerke eingebaut hatte – je eine in den beiden Kantinen, den Rest im Fabrikationssaal und in der Versandabteilung. Das geschah aus reinen Sicherheitsgründen, versicherte der Manager und betonte, daß die Überwachungsgeräte über keine Mikrofone verfügten.

Die 110 Frauen des Betriebs legten sofort die Arbeit nieder, haben den Streik aber inzwischen unterbrochen, weil sie sich zunächst Rückendeckung von der Gewerkschaft einholen wollen. Sie verlangen die Entfernung der Kameras, eine Entschuldigung von der Firmenleitung sowie eine finanzielle Entschädigung – für die zugefügte Demütigung. Die Tytex-Geschäftsführung hat bisher jede Stellungnahme verweigert. Ralf Sotschek

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