Störzeile
: Ich und mein Kiebitz

■ Warum niemand den 100prozentigen Naturschutz für den Höltigbaum fordert

Die Aussicht, den freien Höltigbaum-Blick aus dem Rahlstedter Villen-Wohnzimmer durch gemeine Wohnhäuser fürs Volk verbaut zu bekommen, stimmt berechtigterweise trübe. Steht schließlich nicht zu befürchten, daß man die schönen Wiesen und Wälder künftig gar mit dahergelaufenen neuen Nachbarn teilen muß?

Die würden womöglich die längst handzahm gewordenen Kiebitze verscheuchen und auch noch Arbeitsplätze in Wohnnähe fordern. Da müßte es dringendstes Interesse aller HamburgerInnen sein, mit vereinter Ökostimme gegen die Entscheidung anzukrächzen: Höltigbaum muß Naturschutzgebiet werden! Und zwar 100prozentig!

Statt dessen nur Gepiepse von einer umweltbewegten CDU. Selbst Naturschutzverbände haben eingesehen: Es ist gar nicht so verwerflich, mit der Option auf Siedlungsbau vielleicht einigen Wohnungslosen ein Dach über dem Kopf zu verschaffen. Doch so löblich die Kompromißbereitschaft des Senats im ewigen Streit um die gerechte Abwägung zwischen Naturschutz einerseits und der Schaffung von Wohn- und Gewerberaum andererseits ist: Die CDU sollte sich nicht scheuen zu fragen, ob es denn ein schlichtes Zuzugsverbot nicht auch getan hätte?

Den Vorwurf, daß die Umwandlung des wertvollen Höltigbaum-Biotops in Bauland gar nicht nötig gewesen wäre, wenn ein paar Singles auch mit weniger als 100 Quadratmetern Wohnfläche für die Entfaltung ihrer Kreativität auskämen, muß sich deshalb niemand gefallen lassen. Heike Haarhoff