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Weg frei zur Zwei-Klassen-Uni

Nie wieder Lohnarbeit: Ausländische StudentInnen aus Nicht-EU-Ländern bekommen vom Arbeitsamt keine Jobs mehr  ■ Von Ulrike Winkelmann

Auch ausländische StudentInnen dürfen in Hamburg kein Geld mehr verdienen. Seit dem 1. März soll die „Jobberhöhle“, die Jobvermittlung des Arbeitsamts für Studierende, bei der Stellenvermittlung zunächst vier Wochen lang nach einem „bevorrechtigten Arbeitnehmer“suchen, bevor sie Jobs an StudentInnnen aus Nicht-EU-Staaten vergibt. Die Regelung betrifft alle Stellenangebote, die länger als vier Wochen dauern, also gerade die Jobs, die unter StudentInnen am begehrtesten sind.

Doch selbst, wenn sich tatsächlich weder ein Deutscher noch ein EU-Ausländer noch ein Ausländer mit Aufenthaltsberechtigung für das Arbeitsplätzchen findet: Vier Wochen lang will kein Arbeitgeber warten. „In der Praxis“, erklärt Wolfgang Jantz vom Arbeitsamt, „wird es daher so aussehen, daß der ausländische Bewerber abgewiesen wird und wir auf den nächsten bevorrechtigten Bewerber warten.“Für die Zukunft kann Jantz sich „einfach keinen Fall mehr vorstellen, in dem ein Nicht-EU-Student noch eine Stelle bekommt.“

Dabei sind gerade die Studierenden aus der sogenannten „Dritten Welt“auf die Jobberhöhle angewiesen. Nur hier bekamen sie bislang die zum Jobben notwendige Arbeitserlaubnis von Amts wegen ausgestellt, die ihnen – in Hamburg anders als im Umland – überhaupt noch eine Arbeitsmöglichkeit für bis zu zwanzig Stunden pro Semester-Woche gewährte.

Als „Abschreckungsmaßnahme“wertet Rolf Lange, hochschulpolitischer Referent im AStA der Uni, die neue Regelung: „Besonders die Festschreibung der Prüfdauer auf vier Wochen ist eine Schweinerei. Wir wollen, daß kulant damit umgegangen wird.“Für großzügige Auslegungen der Bestimmung sieht Jobvermittler Jantz jedoch keinen Raum: „Ich denke, daß wir in Hamburg schon einen recht liberalen Kurs fahren.“

320 längerfristige Jobs hat die Jobberhöhle im vergangenen Jahr an Studierende mit Arbeitserlaubnis vermittelt – die Nachfrage ist weit höher. „Mehr als zwei Drittel“der rund 1.700 Studierenden aus Nicht-EU-Staaten an der Uni, schätzt Susanne Amon vom Akademischen Auslandsamt der Universität, müssen lohnarbeiten.

„Es ist für uns als Hochschule unerträglich, durch diese Arbeitssituation zwei Klassen von Studierenden zu haben“, sagt Amon. „Wenn, dann müßten doch diejenigen, die es ohnehin schwer haben, nämlich die Studierenden aus Lateinamerika und Afrika, bevorrechtigt werden.“

Was auch Wolfgang Jantz vom Arbeitsamt nicht versteht: Während Bundesforschungsminister Jürgen Rüttgers und das Auswärtige Amt beklagen, daß Deutschland als Universitätsstandort für AusländerInnen zunehmend uninteressanter wird, „konterkarieren Innenministerium und Bundesanstalt für Arbeit deren Politik“.

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