: Die Kunst des Bettelns
■ „Leistungsbetteln“ für das Tacheles
Die KünstlerInnen des Tacheles sehen die öffentliche Hand seit geraumer Zeit nur noch als drohende Faust: Das Tacheles erhält keine Projektgelder mehr vom Kultursenat. So gehen die Kunst- und Theaterprojekte nun anders auf die Jagd nach öffentlichem Geld: Am kommenden Wochenende findet auf dem Bürgersteig vor dem Kunsthaus das „1. Internationale Leistungsbetteln“ statt. Im Laufe des Sommers sollen 30 derartige Wettbewerbe an verschiedenen Orten stattfinden. Die Einnahmen werden zu jeweils 50 Prozent dem Tacheles und dessen KünstlerInnen zugute kommen. Sanieren werden sie sich natürlich nicht mit den milden Gaben der Passanten. Das Schnorren für die Kunst ist selber Kunst: „Wir wollen zeigen, daß man als Künstler betteln muß, während die öffentlichen Mittel ins Kulturmanagement und in Prestigebauten fließen“, erklärt Martin Reiter von Tacheles e.V. Der Verein fordert die Senatskulturverwaltung auf, die Kunst- und Theaterprojekte seines Hauses wieder zu unterstützen. „Wir fordern nichts für uns, aber alles für die Kunst“, erklärten die BetreiberInnen gestern. Der Kultursenator wolle das Tacheles durch die Streichung der Mittel austrocknen.
Die Tacheles-Kunst wird nicht nur nicht gefördert, sondern ist auch von Obdachlosigkeit bedroht. Die Verhandlungen mit der Kölner Fundus-Gruppe, die das Grundstück mit der denkmalgeschützten Ruine erwerben will, waren am vergangenen Donnerstag endgültig gescheitert. Tacheles e.V. hat vorgeschlagen, die Teilfläche, auf der das Gebäude steht, vom Grundstücksverkauf auszunehmen. Die Oberfinanzdirektion, Besitzerin des Geländes, hält jedoch daran fest, alles an Fundus zu verkaufen – notfalls mit einem geräumten Tacheles darauf. Holger Wicht
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