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Kandidat der Union erobert Wiesbaden

■ Hildebrand Diehl ist neuer Oberbürgermeister von Wiesbaden

Wiesbaden (taz) – Wählerinnen und Wähler können so gemein sein: Noch vor zwei Wochen bei den Kommunalwahlen votierten sie in Wiesbaden eine satte rot- grüne Mehrheit im Stadtparlament herbei. Und bei der parallel dazu veranstalteten Urwahl des Oberbürgermeisters lagen für den Kandidaten der Sozialdemokraten, Rolf Praml (48), noch exakt 300 Stimmen mehr in den Wahlurnen als für seinen Konkurrenten Hildebrand Diehl (57) von der CDU.

Doch bei der Stichwahl am vergangenen Sonntag hatte dann Diehl überraschend die Nase vorne. Auch der Wahlaufruf der Bündnisgrünen für den SPD- Mann Praml konnte nicht verhindern, daß Diel mit 52,9 Prozent auch noch den letzen vakanten Oberbürgermeistersessel einer größeren südhessischen Stadt (Ausnahme: Darmstadt) für die Union erorberte.

Lange Gesichter hingegen zogen Sozialdemokraten und Bündnisgrüne, die in dieser Woche schon mit Koalitionsverhandlungen beginnen wollten. Allgemeines Rätselraten über die Ursachen der Niederlage von Exstaatssekretär Praml (47,1 Prozent): Lag es an der mit 47,6 Prozent extrem niedrigen Wahlbeteiligung? Sind die eingefleischten Wählerinnen und Wähler der Bündnisgrünen mehrheitlich nicht bereit, für einen Roten zu votieren? „Es gab Mobilisierungsprobleme, bei uns und bei der SPD“, räumte denn auch der Vorstandssprecher der Bündnisgrünen in Wiesbaden, Christoph Leng, ein.

Zudem gibt es bei Urwahlen in hessischen Metropolen offenbar eine (neue) Mehrheit rechts von links: aus AnhängerInnen von CDU, FDP und Reps. Immerhin haben die Reps bei den Kommunalwahlen in Wiesbaden 9,9 Prozent erzielen können. Bei der SPD wurde die Niederlage von Praml noch in der Wahlnacht auch darauf zurückgeführt, daß der Kandidat ein „stadtpolitischer Nobody“ gewesen sei. Hildebrand dagegen war bereits Bürgermeister der hessischen Landeshauptstadt unter OB Achim Exner (SPD). Sauer sind einige Genossen in Wiesbaden insbesondere auf ihren Kreisvorsitzenden, den hessischen Exminister Jörg Jordan. Der hatte ihnen den Staatssekretär im hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst, Rolf Praml, als OB-Kandidat wärmstens empfohlen. Wie weiter in Wiesbaden? Formiert sich die rot-grüne Koalition im Stadtparlament gegen den CDU-Oberbürgermeister? Der neue OB jedenfalls warf gleich einen Köder aus, an dem die Sozialdemokraten, die den Bündnisgrünen schon die „Ehe“ versprochen hatten, schwer knabbern. Sein Angebot: Große Koalition im Stadtparlament. kpk

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