: Wunder dauern etwas länger
Seit 25 Jahren verspricht die SAGA die Sanierung von 109 Altbauwohnungen in Altona– und jetzt soll es wirklich bald losgehen ■ Von Marco Carini
Zugenagelte Fenster, die sich nicht mehr öffnen lassen, feuchte Wände in 90 Prozent der Wohnungen, „abgängige“Bauteile, die einfach auf die Gehwege knallen: Der 1928 erbaute Backsteinkomplex an der Ecke Kieler Straße/Waidmannstraße zersetzt sich langsam in seine Bestandteile. „Wir werden bald sanieren“, verspricht Hamburgs größte Wohnungsgesellschaft SAGA – seit mittlerweile rund einem Vierteljahrhundert.
Daß es nun wirklich losgehen soll, bezweifeln die BewohnerInnen des 109 Wohnungen umfassenden Altbaukomplexes. Denn erst vor wenigen Tagen tischte ihnen der neue Altonaer Geschäftsstellenleiter der SAGA, Steffan Liebscher, auf einer MieterInnenversammlung eine dicke Ente auf. „Wir haben bereits einen Modernisierungsantrag bei der Wohnungsbaukreditanstalt (WK) gestellt“, jubilierte Liebscher. Doch die frohe Botschaft entpuppte sich schon bald als Falschmeldung.
„Da ist einiges schief gelaufen“, räumt zähneknirschend SAGA-Sprecher Hermann Boekholt ein: „Wir haben uns schwer getan, bei diesem Sanierungsvorhaben Transparenz zu schaffen.“Auch daß den MieterInnen seit Anfang der siebziger Jahre von der SAGA immer wieder abgeraten wurde, selber in ihre Wohnungen zu investieren, weil die Rundum-Sanierung unmittelbar bevorstehe, bestreitet Boekholt nicht.
So wurde einer schwangeren Mieterin versprochen, ihre maroden Fenster zu erneuern, „noch bevor ihr Baby zur Welt kommt“. Während die Frau noch immer auf den Glaser wartet, ist ihre mittlerweile 25jährige Tochter längst aus dem Haus ausgezogen. Noch 1995 kündigte die SAGA die Sanierung für 1996 an, um dann bis Anfang 1997 nichts mehr von sich hören zu lassen.
Immerhin wurde der Modernisierungsantrag an die WK am Donnerstag abgeschickt. Über 10 Millionen Mark soll die Instandsetzung des Backsteinkomplexes kosten; zwei Drittel davon gehen für Sanierung, ein Drittel für Modernisierungsmaßnahmen drauf. Die Fassaden sollen erneuert, Wände trockengelegt, Sanitär- und Elektroleitungen vollständig erneuert werden. Zudem bekommen viele der Altonaer MieterInnen erstmals Bäder und – auf Wunsch – auch Einbauküchen.
„Noch in diesem Jahr“sollen die Bauarbeiten beginnen, kündigt Boekholt an und verspricht, daß sich „die Fehler der leidigen Vergangenheit nicht wiederholen“werden. „Wir wollen endlich Taten statt Ankündigungen“, bleibt der Stadtplanungsstudent Adrian Winnefeld, der seit sechs Jahren in dem Eckhaus wohnt, skeptisch. Die „Mieter helfen Mietern“-Beraterin Karin Aßmus, die von den HausbewohnerInnen inzwischen mit dem Sanierungs-Schnarchstück befaßt wurde, fordert: „Die SAGA muß endlich lernen, ihre MieterInnen vernünftig an Planungen zu beteiligen.“
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