Gezerre um "Klein-Brooklyn"

■ Verhärtete Fronten zwischen dem Multikulticlub Yaam und dem Konzerthallenveranstalter Arena: Vorwürfe von "Kohle machen" bis zu "Parasiten"

Das Timing war gut gewählt. Am gestrigen Tag der Vereinten Nationen gegen Rassismus luden die Betreiber des multikulturellen Jugendclubs Yaam ins Abgeordnetenhaus, um die Politiker in der Stadt aufzufordern, nicht nur Sonntagsreden zu halten, sondern etwas für Jugend- und Ausländerintegrationspolitik zu machen. „Das Yaam fordert die Berliner Politik auf, eine Einrichtung, die in den letzten drei Jahren mehr als 100.000 BerlinerInnen aufgesucht haben, davon mehr als die Hälfte nichtdeutscher Herkunft, davor zu bewahren, Opfer von Immobiliendealern im Szenegewand zu werden.“

Nachdem das Bezirksamt Treptow dem Yaam-Club Anfang des Jahres wegen Mietschulden gekündigt und dem kommerziellen Konzerthallenvermieter Arena das Gelände vermietet hat, haben sich die Fronten zwischen dem U-Club e.V., dem Träger von Yaam, und Arena so verhärtet, daß ein Weiterbestehen des „Klein-Brooklyn in Berlin“ zwischen Spree und Puschkinallee unmöglich erscheint. Der Yaam- Club, dessen Duldung Ende Februar ausgelaufen ist und der bereits in Verhandlungen mit dem Bezirk Kreuzberg über ein neues Quartier in der Köpenicker Straße steht, hat sich nach Angaben von Sprecher Jan Lerch zwar damit abgefunden, daß 2.600 Quadratmeter große Gelände zu verlassen – aber erst nach Ende dieser Saison, um einen „vernünftigen Umzug“ machen zu können. Statt dessen fahre Arena eine „durchsichtige Verdrängungsstrategie, um sich unser Filetgrundstück an der Spree unter den Nagel zu reißen“.

Lerch warf Arena gestern unter anderem vor, die 7.000 Quadratmeter große Halle anderen Veranstaltern kostenlos zu vermieten und von Yaam dagegen 2.000 Mark pro Tag verlangt zu haben. Ein Vorwurf, den Falk Walter von Arena zurückweist: Das „Sonderangebot“ gelte nur für die „schwächsten Monate Januar bis März“, um „wettbewerbsfähig“ zu bleiben. Die Vereinbarungen mit Yaam dagegen stammten vom letzten Jahr. Es könne nicht sein, so Walter weiter, daß sich Yaam nur als Multikultiprojekt hinstelle und sich nicht an Rahmenbedingungen wie das Zahlen von Miete, Strom und Wasser halte.

„Kohle machen über alles“, heißt es von Yaam in Richtung Konzerthallenbetreiber. „Parasiten“, tönt es von Arena zurück. Selbst Vermittlungsversuche des Geschäftsführers von Partner für Berlin, Volker Hassemer, scheinen nicht zu fruchten. Arena denkt nach Angaben von Geschäftsführer Walter zwar nicht an eine „klassische Räumung“. Doch man werde sich „was einfallen lassen“. Barbara Bollwahn