Demonstration gegen Arbeitslosigkeit in Rom

■ Gewerkschaften fordern die Umsetzung des Beschäftigungspakts

Rom (dpa) – Rund 300.000 Menschen haben am Samstag in Rom gegen die hohe Arbeitslosigkeit in Italien protestiert und die Politiker zum sofortigen Handeln aufgefordert. Mehr als 2.000 Sonderzüge und Busse brachten die Demonstranten aus ganz Italien in die Hauptstadt. Der Verkehr in Rom kam teilweise zum Erliegen. „Wir sagen nein zum Europa des Profits!“ schallte es zum Auftakt der Großkundgebung aus den Lautsprechern. Nachdrücklich appellierten Sprecher an die Mitte-links-Regierung, den im September vergangenen Jahres mit Gewerkschaften und Unternehmern ausgehandelten Beschäftigungspakt in die Tat umzusetzen. „Der Süden des Landes droht zum sozialen Pulverfaß zu werden“, warnte ein Gewerkschafter.

Italien hat eine Arbeitslosenquote von 12,5 Prozent. Vor allem im Süden des Landes ist die Situation dramatisch: Jeder vierte hat keinen festen Job, die Jugendarbeitslosigkeit liegt bei über 50 Prozent.

Zur Kundgebung hatten die drei großen Gewerkschaftsverbände aufgerufen, die zum Teil erstmals gegen eine Linksregierung mobil machten. Sie werfen der Regierung von Ministerpräsident Romano Prodi vor, die Umsetzung des Beschäftigungsprogrammes zu verschleppen. Die Ausführungsbestimmungen liegen großenteils noch in den Parlamentsausschüssen. Der Beschäftigungspakt sieht Investitionen in Höhe von 15.000 Milliarden Lire (15 Milliarden Mark) in den kommenden drei Jahren vor. Außerdem sollen flexiblere Arbeitszeiten eingeführt werden, Auszubildende sollen Sonderverträge erhalten und Krisenregionen von der Bindung an nationale Tarifverträge befreit werden.

Für erhebliches Aufsehen sorgte die Teilnahme von Massimo D'Alema, der als Vorsitzender der linksdemokratischen PDS der Chef der größten italienischen Regierungspartei ist. Diese Kundgebung sei nicht gegen die Regierung gerichtet, sondern ein Anstoß für ein größeres Engagement in der Arbeitsmarktpolitik, begründete der von Sicherheitskräften umringte D'Alema seine Anwesenheit.