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Mobutu lenkt ein

■ Zaires Präsident läßt Regierungschef fallen. Ein Nachfolger wird gesucht

Kinshasa/Berlin (AP/taz) – Der zairische Präsident Mobutu Sese Seko hat offenbar seinem Ministerpräsidenten Leon Kengo wa Dondo die Unterstützung entzogen. Der staatliche Rundfunk berichtete, Mobutu habe gestern die Führer des Parlaments empfangen und die Entlassung Kengos durch die Abgeordneten anerkannt. Dies wurde vom Privatsekretär des Präsidenten bestätigt, vom Regierungsprecher jedoch dementiert.

Nach Informationen der taz aus parlamentarischen Kreisen in Kinshasa wurde bereits mit der Suche nach einem Nachfolger begonnen. Ein möglicher Kandidat für diesen Posten ist Étienne Tshisekedi, der Vorsitzende der größten Oppositionspartei. Das von der zivilen Opposition beherrschte Parlament hatte Kengo nach der Eroberung der Stadt Kinsangani durch die Rebellen der „Allianz demokratischer Kräfte zur Befreiung von Kongo/Ex-Zaire“ (AFDL) abgesetzt. Zunächst hatte Mobutu die Abwahl Kengos als nicht verfassungsgemäß bezeichnet.

Die Rebellen in Ostzaire marschierten unterdessen weiter auf Lumbumbashi, die zweitgrößte Stadt des Landes. Nach einem Bericht des französischen Rundfunks prügelten sich dort regierungstreue Soldaten mit Deserteuren.

Mobutu war am Sonntag mit dem südafrikanischen Vizepräsidenten Thabo Mbeki zusammengetroffen, der sich um Friedensverhandlungen zwischen Mobutu und Rebellenführer Laurent Kabila bemüht. Mbeki kündigte an, Vertreter der Organisation für Afrikanische Einheit (OAU) würden am Mittwoch in Togo über die Lage in Zaire beraten. Mbeki erklärte weiter, Mobutu sei offenkundig von seiner Krankheit geschwächt. Er scheine dennoch in der Lage, sich in die Bemühungen um ein Ende der Kämpfe einzuschalten. Ob Mobutu an dem Treffen in Togos Hauptstadt Lomé teilnehmen wird, war zunächst noch nicht sicher. Eine Delegation der AFDL flog bereits gestern nach Togo. Kabila selbst will aus Sicherheitsgründen nicht dorthin reisen.

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