Hungerstreik bei Delta

■ Die amerikanische Fluggesellschaft will 600 deutsche Beschäftigte entlassen

Frankfurt/Main (taz) – „We don't need this people any more.“ Ron Allen, Boß der US-amerikanischen Fluggesellschaft Delta- Airlines mit Sitz in Atlanta, hat angekündigt, rund 600 von insgesamt 850 Beschäftigten ihrer Frankfurter Niederlassung in die Wüste schicken zu wollen – ohne Abfindung. Danach stieg der Aktienkurs von Delta an der Börse in New York sofort um sensationelle drei Dollar: Shareholders value.

„Aktionäre, genießt euer Luxusleben, aber wir brauchen Geld, um zu überleben.“ Die vier Männer und die eine Frau, die sich seit Montag im Terminal II im „unbefristeten Hungerstreik“ befinden, um gegen die „Hire and fire“-Mentalität der Delta-Geschäftsführung zu protestieren, wenden sich in Englisch und Deutsch direkt an die „Shareholders“. Und an die Delta- Fluggäste, die gestern in langen Schlangen auf das Einchecken warteten. Denn im Rahmen einer „spontanen Solidaritätskundgebung“ mit den hungerstreikenden Kollegen hatten sich etwa 200 MitarbeiterInnen von Delta im Westteil des verglasten Terminals versammelt. Fast die komplette Schicht der FrachtarbeiterInnen war erschienen, obgleich die Geschäftsführung in persönlichen Briefen vor der Teilnahme an der Kundgebung gewarnt und mit „Abmahnung“ und nachfolgender „sofortiger Entlassung“ gedroht hatte. „Das lassen wir uns nicht gefallen!“ rief Betriebsrat Ronald Koch über ein fiepsendes Megaphon. Rund 2,4 Milliarden Mark Gewinn habe Delta 1996 weltweit erwirschaftet; davon 100 Millionen Mark alleine in Frankfurt. Diese 100 Millionen Mark solle Delta jetzt für Sozialpläne der von Kündigung bedrohten Mitarbeiter ausgeben, denn „die Kohle ist auf unserem Rücken erwirtschaftet worden“.

„Delta muß endlich ein verhandlungsfähiges Angebot auf den Tisch legen“, fordete auch der Betriebsratsvorsitzende von Delta, Walter Czogalla. Der Bezirksvorsitzende der ÖTV, Gerold Schaum, sagte den noch Beschäftigten die volle Unterstützung der Gewerkschaft zu. Und Schaum spannte einen Bogen von den renitenten Bergarbeitern und Stahlkochern über die demonstrierenden Bauarbeiter und die streikenden Zivilangestellten der Stationierungsstreitkräfte in Deutschland bis hin zu Delta. Arbeit solle offenbar „so billig wie Dreck werden“, damit die Konzerne und die Banken „noch mehr Profite auf unsere Kosten“ erwirtschaften könnten. Klaus-Peter Klingelschmitt