: Uuh, aah, Shushiba
Die Schuhe schob der Shushiba
am Hof zu China einst,
so sanft, wie es nur möglich war:
„Ich mag nicht, wenn Du weinst“.
May Lin, das Mädchen Morgenlicht,
war traurig von Geburt,
seit siebzehn Jahren Schmerzgesicht,
die Zehen zog ein Gurt.
Als Shushiba die Schuhe schob,
da lachte May Lins Herz,
die Füßchen quer hinein er hob,
seit, vor, rück, auf, abwärts.
Lange Puschen, breite Knobel,
Botten, Boots und alte Hobel
vom Vater gab der Shushiba
May Lin, die sich den Spann besah
wie Madame Susi von Hof zehn.
Sie wippte hin und schlappte her,
es quietschte kaum, es klongte mehr:
„Jetzt kann ich endlich mit Dir gehn.“
Am Morgen fand der Kaiser blaß,
auf einem Sohlenberg
den Mandarin, die Tochter naß
vom wilden Schiebewerk.
Zum Kopfabhacken schon bereit,
sah er der Füßchen Klump,
erlöste beide von dem Leid,
der alte Mandshu-Lump.
Befreit von Fesseln zog das Paar,
barfuß und Hand in Hand,
von Phanta bis Malaysia,
wo es die Liebe fand.
Michael Ringel
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen