: Elefantenrunde im zairischen Porzellanladen
■ Afrikanischer Staatengipfel soll Annäherung zwischen den Konfliktparteien in Zaire herbeizuführen. Rebellen lehnen Mobutus Angebot einer Machtteilung ab
Lomé/Berlin (AFP/taz) – Zum ersten Mal haben Vertreter der Regierung Zaires gestern zusammen mit Vertretern der Rebellenorganisation „Allianz demokratischer Kräfte für die Befreiung von Kongo/Ex-Zaire“ (AFDL) an einem Verhandlungstisch gesessen. Es geschah zum Auftakt eines Staatengipfels in Lomé, der Hauptstadt des westafrikanischen Togo, auf dem über eine Lösung der Krise in Zaire beraten werden sollte. Anwesend waren die Präsidenten von fünfzehn Staaten, allerdings weder Zaires Präsident Mobutu noch Rebellenchef Laurent- Désiré Kabila. Auch Uganda und Ruanda, die starken Einfluß auf die AFDL haben, waren nicht mit ihren Staatschefs vertreten, von anderen Nachbarstaaten Zaires jedoch Burundi, Tansania, Kongo, Sudan und Sambia. Für die AFDL waren Außenminister Bizima Karaha und Europasprecher Gaetan Kakudji angereist. Lomé gilt nicht als besonders neutraler Standort für eine solche Konferenz, da der Staatschef von Togo, Gnassingbe Eyadema, einer der engsten Verbündeten Mobutus in Afrika ist.
Erwartet wurde, daß die in Lomé versammelten Staatschefs – zu denen sich auch Vertreter der USA und Frankreichs sowie UN- Sondervermittler Mohamed Sahnoun gesellen sollten – einen am Dienstag von den Außenministern der vertretenen Staaten ausgearbeiteten Resolutionsentwurf verabschieden. Von dessen Inhalt war gestern nur bekannt, daß es sich um eine Abwandlung des UN- Friedensplans vom Februar handelt. Dieser sah Gespräche zwischen Regierung und Rebellen in Zaire nach Unterzeichnung eines Waffenstillstands vor. Die Rebellen lehnen das ab und verlangen sofortige Gespräche über die politische Zukunft Zaires, ohne Waffenstillstand. In dem in Lomé zur Diskussion stehenden Dokument soll nun von „sofortigen Verhandlungen“ die Rede sein.
AFDL-Außenminister Karaha lehnte vor Beginn des Treffens einen Vorschlag der Partei von Präsident Mobutu in Zaire, der „Volksbewegung für die Revolution“ (MPR), ab, der eine Machtteilung für eine Interimsphase vorsah. Nach einem Waffenstillstand solle eine gemeinsame Regierung bis hin zu Wahlen gebildet werden, hatte Vizepremierminister Banza Mukalay am Dienstag gesagt. „Wir werden nie, nie eine Machtteilung mit der Regierung in Kinshasa eingehen“, erwiderte Karaha dazu gegenüber der BBC. „Wir kämpfen nicht für eine Machtteilung, sondern für Demokratie.“ Kongolo Mwenze, Justizminister der AFDL, warnte unterdessen den Führer der größten zairischen Oppositionspartei UDPS, Etienne Tshisekedi, davor, den vakanten Posten des Premierministers in Kinshasa anzunehmen: „Wenn er das annimmt, wird er zu unserem Feind“. D.J.
Reportage Seite 19
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