General Mackensen ade!

SPD kämpft in Schöneberg für Straßenumbenennungen. Mit Else Lasker-Schüler und Ilse Trautwein soll frauenpolitisches Zeichen gesetzt werden  ■ Von Jens Rübsam

Seit Monaten streiten sich die Schöneberger Rathaus-Fraktionen um eine Ehrung von Marlene Dietrich. Gewürdigt soll die Filmdiva werden, darin sind sich Bündnisgrüne, SPD und CDU einig, doch bei der Form scheiden sich die Geister. Für eine Straße, den Tempelhofer Weg, plädierte bislang die SPD, für den Bahnhofsvorplatz Papestraße die CDU. Und die Bündnisgrünen? Sie wanken hin und her. Ein Ende des Schauspiels ist nicht in Sicht.

Nun sorgt ein neues Papier im Rathaus Schöneberg für Aufregung. Einen „Grundsatzbeschluß zu Straßenumbenennungen“ wird die SPD in die Bezirksverordnetenversammlung am 16. April einbringen. Inhalt: Die Straßen im neuen Quartier „Linse“ zwischen den S-Bahnhöfen Papestraße und Schöneberg sollen ausschließlich nach Frauen (Else Laske-Schüler, Marlene Dietrich sowie den vier „Insulanerinnen“ Edith Schollwer, Ilse Trautwein, Tatjana Sais und Agnes Windeck) benannt werden; der Platz am Südwestkorso in unmittelbarer Nähe zum Adam- Kuckhoff-Platz nach der Widerstandskämpferin Liane Berkowicz; die Verlängerung der Eresburgstraße nach dem Ex-SPD-Bezirksbürgermeister Josef Grunner; eine ehemalige private Straße am Deutschen Institut für Bautechnik nach Harry Ristock (Ex-SPD-Bausenator); der neue „Pocketpark“ an der Ecke Grunewald-/Hauptstraße nach dem Unternehmer Georg Meisenbach; und die Mackensenstraße soll umgetauft werden in Friedrich-Luft-Straße. Insgesamt hat die SPD eine Liste mit zwölf Namen (sieben weiblichen und fünf männlichen) erstellt. „Wir wollen damit auch ein frauenpolitisches Zeichen setzen, indem die mangelnde Repräsentation von weiblichen Persönlichkeiten im Bild der Straßennamen verändert wird“, betont Fraktionsvorsitzender Hanns Leske. Ralf Kühne von den Bündnisgrünen kontert: „Ich finde es schade, daß die SPD mit so konkreten Vorschlägen aufwartet, die von vornherein eine Diskussion erschweren.“ Kühne befürchtet ein ähnliches Szenario wie bei Marlene Dietrich. Die festen Positionen der drei Parteien haben bislang verhindert, daß eine Ehrung der Dietrich zustande kam.

Dennoch: Mit den von der SPD eingebrachten Vorschlägen zu Straßenumbenennungen können sich laut Kühne auch die Bündnisgrünen „von der Tendenz her anfreunden“. Besonders die Forderung, den Namen Mackensen aus dem Schöneberger Straßenbild verschwinden zu lassen, finde in ihren Reihen breite Unterstützung. „Auch wir halten den Namen für bedenklich.“

Umstritten ist der preußische General August von Mackensen (1849–1945) seit langem. Nachforschungen haben ergeben, daß Mackensen nicht nur ein Mitläufer der Nazis war, sondern auch ein eifriger Unterstützer der faschistischen Ideen. SPD-Fraktionschef Hanns Leske nennt Mackensen „einen Steigbügelhalter der Nazis“ und „einen geistigen Wegbereiter“.

1934 hatten die Nazis einen Teil der Motzstraße nach General Mackensen benannt; 1985 hatte die SPD gefordert: „Der Name muß weg!“ Eine Umbenennung in Ossietzkystraße scheiterte damals am Straßennamengesetz. Nun will die SPD den Theaterkritiker Friedrich Luft an Mackensens Stelle wissen. Luft war in der benachbarten Maienstraße zu Hause.

Einigkeit herrscht bei Bündnisgrünen und SPD auch hinsichtlich einer Ehrung der jüdischen Lyrikerin Else Lasker-Schüler (1869 bis 1945). Lasker-Schüler war in Berlin vor allem durch ihre Selbstinszenierungen in der Künstlergesellschaft und ihr sozialbewußtes Drama „Die Wupper“ berühmt geworden. Für eine Else-Lasker- Schüler-Straße setzt sich auch die gleichnamige Gesellschaft ein.

Bedeckt zu den Vorschlägen der SPD hält sich bislang die CDU. Es müsse genau geprüft werden, wer eine Würdigung im Straßenbild auch wirklich verdient habe, betonte CDU-Fraktionsvorsitzender Pospieczynski.