: Der Infobox droht der Abriß
■ Gutachter: Statik durch Sturm schwer gestört. Abriß und Wiederaufbau im laufenden Betrieb als Weltneuheit geplant
Die Infobox am Potsdamer Platz muß möglicherweise abgerissen werden. Die Schäden, die der Orkan „Sonja“ am Freitag an dem in Leichtbauweise errichteten Gebäude angerichtet hat, sind offenbar wesentlich stärker als bislang angenommen und gefährden die Statik des roten Publikumsmagneten. Das geht aus einer Analyse des Statikbüros „StandPunkt“ hervor, die der taz vorliegt. Heute beschäftigt sich auch der Bauherr der Infobox, die „Baustellenlogistik Potsdamer Platz“ mit dem Ergebnis des Gutachtens.
Der schwere Orkan, der mit Windstärken von bis zu 125 Stundenkilometern durch Berlin fegte und als der schwerste der letzten fünfundzwanzig Jahre gilt, hatte an der Infobox die Verkleidung beschädigt. Der Container sollte zunächst bis zum gestrigen Ostermontag geschlossen werden. Dann war die Schließung auf unbestimmte Zeit verlängert worden.
Die Gutachter von „StandPunkt“ haben nun festgestellt, daß der Sturm offenbar auch einen Baucontainer so hart an eine der Stelzen geschleudert hat, daß diese im Inneren „vertikale Haarrisse“ davontrug. „Eine irreparable Beschädigung des Materials ist nicht auszuschließen“, so das Fazit der Statiker. „Da eine der Eckstelzen betroffen ist, könnte die Statik der gesamten Konstruktion in Mitleidenschaft gezogen werden.“ Gefahr für die Besucher bestehe zwar nicht, aber nach den EU-Richtlinien über die Sicherheit an öffentlichen Bauten müsse in einer solchen Situation ein Abriß verfügt werden.
Der zuständige Mitarbeiter der Bauverwaltung, Heribert Kastl, wollte sich zu dem Gutachten nicht äußern. Sollte es aber tatsächlich zu einem Abriß kommen, solle die Infobox „so schnell wie möglich“ an gleicher Stelle wieder aufgebaut werden. Als Weltneuheit könne dann der „Abriß und Wiederaufbau unter laufendem Betrieb“ versucht werden.
Die Firma „Tutto è possibile“ aus dem italienischen Bari, die ihr Know-how bereits beim Versenken der Tunnelröhren im Tiergarten unter Beweis stelle, habe ein solches Verfahren bereits erfolgreich erprobt. Eine zeitweilige Aufhängung der Infobox an Kränen solle den Weiterbetrieb garantieren, auch wenn das Stelzengerüst renoviert werde, so Kastl. Eine Stellungnahme zu den entstehenden Kosten war von den Betreibern der Infobox bisher nicht zu erhalten. taz
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