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Gelungene Scherztherapie

■ April, April und Aufregung allerorten: Wird die Infobox wirklich abgerissen? Können benutzte Tickets bei der BVG wirklich gegen 1,50 Mark eingelöst werden? Eine Auflösung

In der Infobox am Potsdamer Platz und in der Pressestelle der Senatsbauverwaltung war gestern vormittag die Hölle los. Die taz hatte berichtet, daß der vom Orkan „Sonja“ schwer in Mitleidenschaft gezogene rote Containerbau „möglicherweise abgerissen werden muß“. Und viele fielen darauf herein. Allen voran der SFB, der die Meldung in den Radionachrichten um 8 und 9 Uhr laufen ließ, bis man den Fehler bemerkte. „Beim nächsten Mal haben wir die Richtigstellung elegant in einen Bericht über die Infobox einzuflechten versucht“, schmunzelte SFB-Nachrichten-Dienstleiter Wolfgang Paul, der „gut lachen“ hatte, weil er nicht verantwortlich für die Frühschicht war. „Aber der Bericht in der taz war ja auch nicht als Aprilscherz gekennzeichnet“, merkte er als Ehrenschutz für seine Kollegen an. In der Infobox liefen die Telefone offenbar so heiß, daß die Leiterin den angeblichen Abriß am Mittag in einer Pressemitteilung dementierte.

„Achtung: Sperrfrist 1. April“, hatte dagegen die Verkehrsverwaltung ihr Fax gekennzeichnet, das in den Zeitungsredaktionen ein anerkennendes Lächeln hervorrief. „Mit 50 Pfennig sicher über die Straße. Münzampeln sollen Lichtanlagen-Programm beschleunigen“, war da zu lesen. Eine Nachfrage bei der Sprecherin der Senatsbauverwaltung, Petra Reetz, ergab, daß „wir (die Pressestelle) so etwas jedes Jahr machen“. Ganz umsonst war die Mühe nicht. Zwei Rundfunksender seien darauf hereingefallen, freute sich Reetz. „Seit der Parkraumbewirtschaftung traut man uns offenbar jede Schweinerei zu.“

Auch die Grünen winkten in ihrem Fax „Aus für das Olympia- Stadion“ mit dem Zaunpfahl: „Sperrfrist 1. April“. Trotzdem hätten „Info-Radio“ und Welt die Meldung, daß die bundesligaverdächtige Hertha nun ohne Stadion dasteht, für bare Münze genommen, feixte Grünen-Sprecher Matthias Tang. Der Tagesspiegel legte sich dagegen mit der BVG an: Fahrgäste könnten ihre benutzten Tickets fortan gegen 1,50 Mark wieder an den Verkaufsstellen einlösen, wurde gemeldet. Tatsächlich riefen etliche verärgerte Kunden bei der Beschwerdestelle der BVG an, was man gar nicht komisch fand: „Verbuchen Sie das unter Aprilscherz“, knurrte ein Bediensteter ins Telefon. BVG- Sprecherin Carmen Kirstein beeilte sich zu versichern, an den Verkaufsstellen habe bislang kein Kunde sein Ticket zurückgeben wollen. Die eigenen Mitarbeiter seien aber zur Sicherheit durch eine Hausmitteilung auf das Fake hingewiesen worden.

Beim privaten Radiosender Hundert,6 durfte sich Umweltsenator Peter Strieder (SPD) damit brüsten, daß die Durchfahrt durchs Brandenburger Tor für 500 Mark möglich sei. Später gaukelte der Froschfunk seinen Hörern vor, daß die Klospülung mancherorts wegen Wassereinbruchs im Tiergartentunnel nicht funktioniere.

Was Strieder kann, kann der verkehrspolitische Sprecher von Bündnis 90/Die Grünen, Michael Cramer, schon lange. Er bestätigte gestern im „SFB Journal N3“, das Abgeordnetenhaus habe mit Zustimmung der Grünen einen S-Bahnhof vorm Preußischen Landtag beschlossen. Heute wird die Auflösung gesendet.

In der TU sorgten die „Internen Mitteilungen“ für Aufregung. In dem Schreiben wurde gestern am Tag des Amtsantritts des neuen TU-Präsidenten Hans-Jürgen Ewers die Kündigung der Tarifverträge für studentische Beschäftigte verbreitet. Die Pressestelle betonte, hier sei nicht Ewers am Werke gewesen, sondern „pünktlich zum 1. April Witzbolde“.

Taz-Leser-Familie Ott rätselte gestern beim Frühstück, ob die Nachricht „Turbospargel unter BSE-Verdacht“ ein Fake war oder nicht. Erst ein Anruf in der Redaktion brachte Gewißheit. „Sehr gut gemacht“, lobte Frau Ott. Wir erinnern in diesem Zusammenhang bescheiden an unsere ebenso vielbeachtete Enthüllung „BSE im Katzenfutter“ vom 1. April des vergangenen Jahres. Plutonia Plarre

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