Koordinierungsrat „von Normalität gezeichnet“

■ Erste Arbeitssitzung endete quasi ergebnislos. „Bauernfakultät“ gerettet?

Dann machen's die Berliner eben allein. Im Koordinierungsrat bot das Land Brandenburg gestern nur Ersatzflächen an, um die landwirtschaftlich-gärtnerische Fakultät der Humboldt-Universität zu erhalten. Die Metropole hat sich trotzdem zur Rettung der traditionsreichen Bauernfakultät durchgerungen. „Ich fand die Arbeit des Koordinierungsrates in diesem Fall beinahe himmlisch“, lobte der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) hernach das Abstimmungsgremium beider Nachbarländer. Der Koordinierungsrat, der gestern zum erstenmal richtig tagte, habe eine bereits getroffene Entscheidung – die Humboldt-Bauern abzuwickeln – revidiert. Der Vorgang wirft ein bezeichnendes Licht auf die Funktionsweise des Rates, den die Länder Brandenburg und Berlin nach der gescheiterten Fusion im vergangenen Mai eingerichtet hatten: Da sich nackte Männer gegenseitig nicht in die Taschen greifen können, entscheiden sie auf Kosten anderer.

Im Falle der Agrawissenschaftler der Humboldt-Uni geschah das folgendermaßen: Die Berliner beschlossen erst, die Fakultät zum Jahr 2000 einzustellen. Dann riefen sie den Rat an, er solle helfen, die sogenannte Bauernfakultät zu retten. Sprich: Die Brandenburger sollten sich an der Einrichtung einer Fakultät mit internationalem Renommee finanziell beteiligen. Das taten die finanzschwachen Brandenburger mitnichten. Trotzdem waren im Koordinierungsrat alle irgendwie dafür, die 1810 von Albrecht Thaer gegründete landwirtschaftlich-gärtnerische Fakultät zu erhalten. Also soll die Einrichtung nun bleiben – wenn auch in abgespecktem Umfang. Statt 46 Millionen Mark pro Jahr werde sie künftig nur mehr 23 Millionen kosten, war aus der Wissenschaftsverwaltung zu hören.

Manfred Stolpe, SPD-Regierungschef in Brandenburg, legte eigens eine Strichliste an, um die Sinnhaftigkeit der Länderkoordination zu beweisen: 12 Verabredungen habe man getrofffen, berichtete Stolpe aus seinen Sitzungsnotizen. Dem stünden „nur“ sieben Themenverschiebungen gegenüber.

Die vom Volke an der Länderehe gehinderten Regierungschefs sprachen samt Küchenkabinett mehr oder weniger ergebnislos über: das Wanderungssaldo von SchülerInnen, die im jeweils anderen Bundesland pauken wollen (4.000 mehr kommen nach Berlin), den Transrapid, den beide Länder wollen, einen gemeinsamen Studienführer (den es schon einmal gab). Dieses Ergebnis resultierte aus einer Sitzung, die – so Diepgen wörtlich – von nachbarschaftlicher Normalität „gezeichnet“ (sic!) war. cif