: Strieder will die Kollhoff-Türme kippen
■ Wenn man über das historische Zentrum redet, kann man die Hochhausplanung am Alexanderplatz nicht aussparen, erklärt der Senator. Die Diskussion müsse deshalb wiederaufgenommen werden
Peter Strieder (SPD) will die Diskussion um die Hochhausplanung am Alexanderplatz noch einmal aufrollen. Dies sagte der Stadtentwicklungssenator in einem Interview mit der taz (siehe Seite 23). Zwar habe der Kollhoff-Entwurf mit den zwölf geplanten 150 Meter hohen Türmen durchaus städtebauliche Stärken, sagte Strieder. Er habe aber Zweifel, „daß sich die Pläne aufgrund der ökonomischen Situation wirklich realisieren lassen“. Deshalb werde man in der laufenden Debatte um das Planwerk Innenstadt auch noch einmal über den Alexanderplatz reden müssen.
Mit seiner Ankündigung reagiert Strieder erstmals auf die Kritiker des Masterplans, die dem Senator vorgeworfen hatten, die überzogenen Planungen aus den Jahren nach der Wende im Planwerk ausgeklammert zu haben. Namentlich am Alexanderplatz hatte sich schon seit längerem abgezeichnet, daß die 1993 in einem städtebaulichen Wettbewerb gekürte Hochhauslandschaft des Architekten Hans Kollhoff weitgehend nur ein Papiertiger bleiben würde. Mittlerweile stehen in Berlin über 1,2 Millionen Quadratmeter Bürofläche leer, und auch am Potsdamer Platz bekommen die Investoren, wie zuletzt Roland Ernst, langsam kalte Füße. Vor diesem Hintergrund wundert es nicht, daß die meisten der potentiellen Alexanderplatzinvestoren ihre Hochhauspläne vorerst auf Eis gelegt haben.
Der Flaute auf dem Büromarkt und dem Desinteresse der Investoren zum Trotz läßt Bausenator Jürgen Klemann (CDU) in seiner Verwaltung derzeit den Bebauungsplan Alexanderplatz zeichnen – und damit Fakten schaffen. Zwar könne ein solcher B-Plan jederzeit wieder geändert weren, sagte Stadtentwicklungssenator Strieder der taz, die Diskussion um den Alexanderplatz werde sich aber vor allem wegen der städtebaulichen Aussagen des Masterplans nicht mehr vermeiden lassen. „Wenn man ein Planwerk Innenstadt entwickelt, das von historischen Strukturen ausgeht“, sagte Strieder, „stellt sich doch die Frage, ob man da den Alexanderplatz wirklich ausnehmen kann.“
Bereits in der Vergangenheit hatten Stadtplaner und Architekturkritiker wie der TU-Professor Harald Bodenschatz die Hochhauspläne als „Okkupation“ bezeichnet. Kritisiert wurde auch, daß sich die geplante massive Nutzung mit einer Million Quadratmeter Bruttogeschoßfläche negativ auf die umliegenden Altbauquartiere auswirken würde. Uwe Rada
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