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Wie ein rastlos pöbelnder Hans Meiser

■ Eric Bogosians Stück Talk Radio hat im Theater in der Basilika Premiere / Regisseur Kaufmann geht es in seiner Inszenierung um den Zynismus von Unterhaltungsshows

Berufsekel Barry Champlain, Moderator der Sendung für alle, die es lieben, sich anpöbeln zu lassen, ist wieder da. Talk Radio, 1987 von Eric Bogosian als Theaterstück geschrieben und ein Jahr später von Oliver Stone mit dem Autor in der Hauptrolle verfilmt, gab es bereits vor einigen Jahren mit Ingolf Lück in einer verunglückten Inszenierung am Schauspielhaus. Jetzt versucht es das Theater in der Basilika nochmal für sein Boulevard-Publikum, für das das Stück sicherlich geeigneter ist.

„Im Zeitalter des inflationären Massenvoyeurismus“sei es ein hochbrisantes Stück Theater, heißt es auf dem Werbezettel. Gemeint sind damit Fernseh-Talk-Shows Marke Kiesbauer und Meiser, die allerdings einen Unterschied zu Talk Radio aufweisen: die Präsenz der Moderatoren.

„Hans Meiser wird immer mit dem Kopf nicken und ein mitleidiges Gesicht aufsetzen, wenn ihm wieder mal ein tragisches Schicksal aufgedrängt wird“, sagt Regisseur Andreas Kaufmann. In Champlains Studio werde der Zynismus des Unterhaltungsshow-Prinzips viel deutlicher sichtbar.

Obwohl es hierzulande kein Äquivalent zu Champlains Publikums-Beschimpfung gibt, ist sich Andreas Kaufmann sicher, daß die Parallelen berechtigt sind. Die Vereinzelung schreite voran, die Kommunikationsformen würden immer mittelbarer, und hinter dem Ganzen stecke ein gesellschaftliches Prinzip. „Sich wirklich auf Menschen einzulassen, ist megaout.“Es könne nicht mehr lange dauern, bis auch hier jemand das scheinheilige Hans-Meiser-Schema durchbricht und das Gepöbel als legitime Form der medialen Unterhaltung etabliert.

Champlain gibt vor, den verlorenen Seelen da draußen in der Nacht Trost bieten zu wollen. In Wahrheit geht es ihm – wie allen anderen – nur um die Einschaltquote. Dieses Spiel mit der Einsamkeit reduziert Tragik auf den oberflächlichen Kick, aus Schicksalen werden Dramolette, und wer nicht spurt, wird vom Moderator weggezappt. Doch die Anrufer suchen sich dieses Forum bewußt, um die Komplexe ob ihrer vermeintlichen Bedeutungslosigkeit loszuwerden. Es ist also nicht so, daß sie nichts von der Demütigung hätten.

In der Bühnenfassung ist Talk Radio ein Vier-Personen-Stück, das – wie der Film – ganz von der Figur des Moderators abhängig ist. Hauptdarsteller Michael Dangl wird sich anstrengen müssen, um gegen Parade-Ekel Bogosian anzuspielen.

Barbora Paluskova

Premiere: Fr, 11. April, 20 Uhr, Theater in der Basilika

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